Spindelegger will Stronach am ÖBB-Ruder
Kabarettreif, völlig unseriös und unrealistisch: Experten lassen kein gutes Haar an Spindelegger-Plan für ÖBB-Verkauf an Frank Stronach.
Wien –ÖVP-Chef und Vizekanzler Michael Spindelegger hat am Freitag seine Idee bekräftigt, die ÖBB an den austrokanadischen Milliardär und Parteigründer, Frank Stronach, verkaufen zu wollen. Nachdem dieser Interesse bekundet hat, wolle er Stronach nun beim Wort nehmen, erklärte Spindelegger im Radio Ö1.
Die Reaktionen reichten von Ablehnung bis Kopfschütteln. Nachdem ÖBB-Chef Christian Kern bereits im TT-Interview die Idee als „Kabarett“ bezeichnet hatte, votierten auch Fachleute dagegen. Der Verkehrsexperte der WU Wien, Sebastian Kummer, bezeichnete den Vorschlag als „sicherlich vollkommen unrealistisch, weil zumindest der Infrastrukturbereich sich überhaupt nicht für eine Privatisierung eignet“. Es stelle sich die Frage, ob Stronach „20 Milliarden Schulden übernehmen möchte“. Als Ganzes hält Kummer die ÖBB für nicht verkäuflich.
Klare Worte kamen auch vom Regierungspartner SPÖ. Während Verkehrsministerin Doris Bures trocken meinte, „die ÖBB stehen nicht zum Verkauf“, gab sich SPÖ-Oberösterreich-Chef Josef Ackerl spöttisch: ÖVP-Chef Michael Spindelegger habe im ORF-Sommergespräch – wo er den Stronach-Vorschlag machte – vielleicht die Frage des Moderators falsch verstanden und eigentlich mit dem Gedanken gespielt, Stronach die ÖVP zu überlassen und nicht die ÖBB zu verkaufen.
Der ÖBB-Betriebsratsvorsitzende, Roman Hebenstreit, hält die aufgebrachte Debatte ebenfalls für „kabarettreif“. „Das Ganze ist leicht durchschaubar, weil Spindelegger ein hohes Interesse haben dürfte, vom Korruptionssumpf in der ÖVP und seinen missglückten Personalrochaden abzulenken“, sagte Hebenstreit.
Anlegerschützer Wilhelm Rasinger beurteilt die Debatte als „vollkommen unseriös und unverantwortlich“. (TT, APA)