1923 - 1977

„Die Göttliche“ - Vor 35 Jahren starb Operndiva Maria Callas

Primadonna assoluta, Königin der Mailänder Scala, die „schönste Stimme des 20. Jahrhunderts“: Mit ihrem einzigartigen Sopran, ihrer Darstellungskraft und Bühnenpräsenz wurde Maria Callas zur Legende.

Paris – Es ist eine Geschichte von Triumphen, Exzessen und Tragödien: Maria Callas, die ihre Zeitgenossen „la Divina“, die Göttliche nannten, hat wie keine andere Sängerin des 20. Jahrhunderts die Höhen und Tiefen der Berühmtheit ausgekostet und erlitten.

Die „Primadonna Assoluta“ hat sich für die Kunst verzehrt und dabei Verzückung und Raserei ausgelöst. Auch 35 Jahre nach ihrem Tod am 16. September 1977 bleibt Maria Callas die unangefochtene Operndiva Nummer eins, bewundert und bemitleidet zugleich.

Vergleich mit Maria Callas nicht erwünscht

Ganz geheuer ist einigen die Callas noch immer nicht. Gesangsstars weisen jeden Vergleich mit der Sopranistin energisch von sich. Anna Netrebko sekundiert: „Das allergrößte Lob, das man mir machen kann, ist nicht der Vergleich mit Maria Callas, sondern der einfache Satz: ‚Sie singt unverwechselbar wie Anna Netrebko‘“.

Alles andere als glamourös waren die Anfänge von Callas‘ Laufbahn. „Lächerlich“, dass so ein Mädchen singen wolle, hatte ihre erste Lehrerin Maria Trivella 1937 in Athen gesagt. Doch als sie Maria hörte, wurde sie stumm. „Der Klang ihrer Stimme war warm, lyrisch, intensiv“.

Damals hieß sie noch Maria Anna Sofia Cecilia Kalogeropoulou und fühlte sich als „hässliches Entlein“, stets im Nachteil gegenüber der Schwester, drangsaliert von der ehrgeizigen Mutter, die sich vom Vater getrennt hatte und mit den beiden Kindern in die Heimat zurückgekehrt war.

Begeisterungsstürme mit „Aida“

Ihren großen ersten Erfolg errang Callas 1947 in der Arena di Verona in Ponchiellis „La Gioconda“. Sie lernte damals den Ziegeleibesitzer Giovanni Battista Meneghini kennen, den sie 1949 heiratete. Meneghini gab alles auf und wurde zu ihrem wichtigsten Förderer.

Der internationale Durchbruch kam vier Jahre später - in Mexiko. In Verdis „Aida“ löste sie Begeisterungstumulte aus. Die „Wahnsinnsarie“ aus Lucia di Lammermoor, eine ihrer Paradestücke, musste sie drei Mal wiederholen, immer mit neuen Verzierungen.

Belcanto machte sie berühmt

„Maria Callas hat den Belcanto wieder erweckt“, sagt die Mezzosopranistin Cecilia Bartoli. „Sie öffnete ein neues Tor für uns, für alle Sänger weltweit“, erinnerte sich Montserrat Caballé. Zu Beginn ihrer zweiten Saison 1952 an der Mailänder Scala wurde sie als Lady Macbeth unangefochtene Königin im Haus. Die nächste Saison begann sie dann als Medea unter Leonard Bernstein, der sie „die größte Sängerin der Welt“ nannte.

Schlagzeilen machte Calles nicht nur mit Kunst. Weltweit berichtet wurde über ihre Absagen, Hungerkuren und Kollegenschelte. Mit einer Brachialdiät magerte sie sich von 92 auf 63 Kilo herunter.

Die Rivalität mit Renata Tebaldi füllte die Boulevardpresse. Ein Vergleich mit Tebaldi verbiete sich, sagte Callas. „Das wäre so, wie wenn man Champagner mit Cognac, nein, mit Coca Cola, vergleicht“. Callas duldete keine zweite Göttin.

Kurze Affäre mit Onassis

Für Aufsehen sorgte ihre Beziehung zu dem griechischen Reeder Aristoteles Onassis. Callas verließ Meneghini, doch Onassis verlor bald das Interesse an ihr. 1968 heiratete der Milliardär die ehemalige First Lady Jackie Kennedy. Das private Glück blieb aus und auch Callas‘ Stimme begann zu schwächeln.

Sie zog sich vom Gesang zurück, trat nur noch in leichten Partien auf und gab Unterricht. Am 16. September 1977 starb Callas in Paris. Offiziell wurde eine Herzattacke angegeben.

Schnell wurden Gerüchte über eine Medikamentenvergiftung und Selbstmord laut. Ihre Leiche wurde eingeäschert und auf dem Friedhof Père-Lachaise beigesetzt. Vier Jahre später wurde ihre Asche in die Ägäis gestreut. (tt.com/dpa)