Es darf in aller Ruhe ein bisschen mehr sein
BMWs Scooter-Zwillingsbruder des C 600 Sport, der C 650 GT, ist die geräumigere Alternative für alle, die komfortabler rollern wollen.
Von Beatrix Keckeis-Hiller
Wien –Es hat sich sehr schnell herumgesprochen, dass der Motorradabteilung von BMW mit dem mehr Neu- als Wiedereinstieg ins Roller-Segment ein wohlkalkulierter Wurf gelungen ist. Sowohl der C 600 Sport als auch der C 650 GT ernteten lobende Kritiken. Trotz des späten Saisonstarts mit Ende Juli dieses Jahres waren per Ende August bereits hundert Stück auf Österreichs Straßen unterwegs. Nicht alle davon sind Händler-Vorführfahrzeuge.
Der Schlüssel für diesen Erfolg mag unter anderem darin liegen, dass sich die Bayern im großen Hubraum-Segment – ab 600 ccm – gut auskennen und dass sie mit großer Gründlichkeit an für sie neue Sachen herangehen. Siehe als starkes Beispiel die Supersportlerin S 1000 RR.
Was die mit einem Roller, zugegebenermaßen einem großen – einem Maxi-Scooter –, zu tun hat? Einiges. Mehr als das gleiche Logo. Denn was das Fahrwerk der neuen C-Serie betrifft, hat BMW vom Start weg die Latte sehr hoch gelegt. Etwas, das der C 650 Sport bereits bewiesen hat. Etwas, das der touristischer und komfortabler ausgelegte C 650 GT von Neuem bestätigt, mit nahezu unbeirrbarer Spurstabilität in jeder Tempo-Lage und auf jeder Art von Terrain. Er hat darüber hinaus von vielem ein bisschen mehr als sein Sport-Bruder.
Komfort: ein elektrisch justierbares, nebenbei auch noch wirklich verzerrfreies Windschild. Dazu kommt eine etwas niedrigere Sitzhöhe, die allerdings durch den breiteren Sattel in der Praxis eher marginal ausfällt. Eine verstellbare Fahrer-Lendenwirbelstütze, die jedoch den Anlehnungsbedarf von Pilotinnen mit einer Hüftweite von unter 90 Zentimetern nicht erfüllen kann, da das zu fahrtechnisch undynamischer Langstreckung der Arme führt – auch wenn die Sitzposition aufrechter ist als auf dem Sport und der Lenker höher.
Stauraum: Unter die Sitzbank passen zwei Integralhelme. Locker. Ausstattung: Die Rückspiegel sind wesentlich massiver, dafür sind darin die LED-Blinker integriert. Gewicht: Das breitere Heck, die genannten und einige weitere Details bedingen ein Mehrgewicht von zwölf Kilogramm. Das ist im Verhältnis zum Gesamtgewicht – 261 gegenüber 249 – nur ein bisschen mehr.
Und das darf ruhig sein. Denn das Fazit lautet nach einer ausgedehnten gemischten Runde durch die Wiener (Innen-)Stadt und übers weite sowie engwinkelige Land: Das Mehrgewicht fällt im Fahrbetrieb überhaupt nicht spürbar ins Gewicht. Und beim manuellen Rangieren ist es egal, ob der Roller 249 oder 261 Kilo wiegt. Die Sitzposition ist kaum, in Wahrheit um nichts weniger sportlich.
Dieses bisschen Mehr schlägt sich in einem Mehrpreis von 350 Euro nieder, nämlich 11.850 Euro gegenüber 11.500.
Zum Thema Mehr- bzw. Aufpreis: Das uns zur Verfügung gestellte Testfahrzeug war mit einer Alarmanlage (234 Euro) und dem Highline-Paket (885 Euro) ausgerüstet, beinhaltend LED-Tagfahrlicht, Reifendruckkontrolle, Sitzheizung (getrennt regelbar) und Griffheizung mit automatischer Regelung. Die letzteren beiden Features kamen nicht zum Testeinsatz. Noch ein bisschen mehr Hitze wäre an den heißen Tagen Ende August/Anfang September dieses Jahres eindeutig zu viel gewesen. Da durfte es nicht noch ein bisschen mehr sein.