Spanier mit der großen Klappe

Seat bringt nach dreijähriger Abstinenz den Toledo zurück und schafft den Spagat zwischen einer sportlichen Limousine und einem Familienauto mit hoher Variabilität.

Von Walter Schrott

Toledo –Die Stadt, in der der Maler El Greco wirkte und Don Quijote seinen Feldzug gegen Windmühlen begann, ist stolze Namensgeberin für den Seat Toledo. Zumal dieser in den beiden ersten Modellgenerationen (1991 bis 1998 und 1998 bis 2004) mit 860.000 Einheiten auch sehr erfolgreich war. Lediglich Toledo der Dritte war – zumindest in unseren Breiten – ein Flop. Was dem gewagten und gewöhnungsbedürftigen Design geschuldet ist. Doch jetzt kehrt der Toledo auf die Straßen zurück. Mit einer klaren Ansage: „Wir wollen im A-Segment der viertürigen Limousinen ganz vorne mitmischen“, lassen die Spanier ausrichten. Und die Chancen stehen gut.

Im Gegensatz zu Süd- und Osteuropa sind viertürige Limousinen in Mittel- und Nordeuropa zwar nicht der große Renner. Schon gar nicht im kompakten A-Segment, wo die Kundschaft auf Steilheckautos, Kombis und Vans steht. In Österreich macht ihr Segment-Marktanteil gerade einmal zwei Prozent aus. Doch es gibt Fans dieser Karosserieform, die bedient werden wollen. Und: Seat hat alle Register gezogen, um künftig auch neue Klientel zu begeistern. Glasklares Design, schnittiger Auftritt, viel optische Dynamik an Front, Seitenlinie und Heck sind schon einmal erfolgversprechend. Man dreht sich um nach dem neuen Toledo. Im Innenraum regiert wohltuender Purismus, der überflüssigem Schnickschnack abschwört und auf Funktionalität setzt. Das alles bei gediegener Verarbeitung und untadeliger Ergonomie.

Ein wichtiges Argument ist die Heckklappe, die die Heckscheibe mit einschließt und sperrige Güter passieren lässt. Mit mindestens 550 Litern Kofferraumvolumen (bei umgelegten Rücksitzen sind 1490 Liter) lässt der Toledo so manche größere Limousine alt aussehen. Der Spagat zum Familienauto ist damit geschafft, zumal dank des langen Radstandes das Platzangebot des Fünfsitzers üppig ist. Dennoch ist der rassige Spanier mit seinen 4,48 Metern Länge noch sehr kompakt und parklückenfreundlich ausgefallen.

Technisch ist der Toledo ein Zwillingsbruder des Skoda­ Rapid und er läuft auch im tschechischen Mlada Boleslav vom Band. „Aber wir haben das Fahrwerk speziell auf Fahr­dynamik abgestimmt, um dem sportlichen Anspruch der Marke Seat gerecht zu werden“, merken die Ingenieure­ an. Die Motoren stammen aus dem VW-Konzern-Regal. Zum Marktstart gibt es vier TSI-Benziner (75, 85, 105 und 122 PS) und zwei 1.6 TDI mit 90 und 105 PS. Kombiniert je nach Modell mit manuellen 5- und 6-Gang-Getrieben. Die optionale 7-Gang-Doppelkupplungsautomatik ist dem Top-Benziner vorbehalten. Drei Ausstattungslinien (Toledo, Reference und Style­) stehen zur Wahl. Ab der Grundausstattung sind sechs Airbags, ABS, ESP, Zentralverriegelung, die umlegbare Rücksitzbank und elektrische Fensterheber vorn an Bord.

Man fühlt sich im Toledo auf Anhieb wohl, alle Bedien­elemente sind dort, wo sie hingehören und der fesche Spanier lässt sich problemlos und dynamisch bewegen, ohne dass der Komfort auf der Strecke bleibt. Was neben dem fein abgestimmten Fahrwerk auch der präzisen und recht direkt ausgelegten Lenkung zu verdanken ist. Der Vorverkauf startet anlässlich der Vienna Autoshow 2013, die Markteinführung ist für das Frühjahr geplant. Fixe Preise gibt es noch nicht, aber einen Anhaltspunkt konnten wir dem Geschäftsführer von Seat Österreich, Wolfgang Wurm, dennoch entlocken: „Bei knapp über 14.000 Euro­ wird es losgehen.“ Damit wäre­ nicht nur das Auto, sondern auch sein Preis äußerst familien­freundlich.