Natur

Empörung über Pfadi-Rangliste

Eine Auflistung der beliebtesten Lagerplätze lässt unter Pfadfindern die Wogen hochgehen. Tirol liegt demnach an vorletzter Stelle.

Von Michaela Spirk-Paulmichl

Innsbruck –Das Sommerlager gehört zu den Höhepunkten des Pfadfinderjahres. Jedes Jahr machen sich Zehntausende Pfadis auf die Reise. Dass nun eine Liste der beliebtesten Lagerplätze veröffentlicht wurde, sorgt in Tirol, aber auch in anderen Bundesländern für Bestürzung. „Die Plätze können untereinander gar nicht verglichen werden“, sagt Christine Kronlechner vom Tiroler Pfadfinderzentrum Igls und gleichzeitig Präsidentin der Tiroler Pfadfinder. Sie seien, was Größe und Ausstattung betrifft, einfach zu verschieden. Außerdem wolle man gar nicht untereinander in Konkurrenz treten.

Laut Rangliste der Pfadfinder Österreichs liegt bundesweit Niederösterreich mit 30 Prozent an erster Stelle, gefolgt von Oberösterreich (18,5 Prozent), der Steiermark (14 Prozent), Salzburg (12 Prozent), Vorarlberg (11) und Kärnten (8). An siebter Stelle liegen Tirol und Burgenland mit jeweils 3 Prozent gleichauf, Wien schneidet wegen der fehlenden Wiesen und Lagerplätze mit nur 0,5 Prozent am schlechtesten ab. Dieses Ergebnis will Kronlechner nicht auf sich sitzen lassen. Sie sei verärgert, denn die sehr gut vernetzten Plätze würden durch das Ranking untereinander ausgespielt. Außerdem müssten durch das unüberlegte Vorgehen die Kollegen in Kärnten nun um die ohnehin spärlichen Subventionen zittern. Das hätten sich die vielen ehrenamtlich tätigen Mitarbeiter nicht verdient. Kronlechner fordert deshalb Konsequenzen innerhalb des Verbandes, eine Sondersitzung sei bereits anberaumt.

In Tirol steht den Pfadis das große, ganzjährig geöffnete Pfadfinderzentrum in Igls zur Verfügung, außerdem Lagerplätze in Völs, Telfs und Jenbach. Kronlechner: „Der Platz in Igls ist regelmäßig ausgebucht und bei österreichischen, aber auch internationalen Gruppen sehr beliebt. Wir haben Gäste aus den Beneluxländern, aus Frankreich, Dänemark, Schweden, Griechenland und sogar Australien.“ Ihrer Meinung nach leisten die Pfadfinderlagerplätze wichtige Tourismusarbeit: „Viele kommen mit ihren Familien zu uns zurück oder später als Erwachsene mit den eigenen Kindern.“ Junge Menschen, deren Familien sich keinen Urlaub leisten könnten, hätten so die Möglichkeit, Tirol kennen zu lernen.

Ein zunehmendes Problem stellen in letzter Zeit die gestiegenen Treibstoffpreise dar. So habe bereits eine Gruppe aus der Steiermark über die hohen Kosten geklagt. Kronlechner: „Trotzdem: Wenn es irgendwie möglich ist, dann kommen sie.“ Auch die Griechen hätten weinend angerufen, die Transportkosten seien zu hoch.

Laut Auflistung werden über 77 Prozent der Pfadfinderlager in Österreich abgehalten, 23 Prozent im Ausland. Die beliebtesten internationalen Pfadfinderlagerplätze im Ausland seien in Italien (15 Prozent), gefolgt von Dänemark und Finnland (13 Prozent), Deutschland (10 Prozent), Niederlande (8), Schweiz und Kroatien (jeweils 6), Schweden und Tschechien (4), Irland und Ungarn (3), Norwegen, Schottland, Großbritannien und Slowenien (2) und an neunter Stelle Litauen, Rumänien, Polen, Türkei, Malta, die USA und Estland (jeweils nur 1 Prozent).