„Den Hybrid aus der Nische holen“
Friedrich Frey, Geschäftsführer des Generalimporteurs Toyota Frey Austria, spricht über die aktuelle Produktoffensive der Japaner, über die nächsten Hoffnungsträger Auris und RAV4, über die Problemkinder Urban Cruiser und iQ sowie über die Kritik an Qualität und Design.
Innerhalb weniger Wochen flutet Toyota den heimischen Automarkt mit zahlreichen Neuheiten – überfordert das Händler und Kunden?
Friedrich Frey: Es handelt sich dabei um eine Modelloffensive, auf die wir lange gewartet haben. Sicher hätten wir die Einführung gerne etwas in die Länge gezogen, aber wir sind froh, dass wir endlich auch Nischenmodelle wie den emotionalen GT 86 anbieten können. Das Sportcoupé wird die Schauräume der Händler mit Leben füllen. Uns trifft die Zahl der Neuheiten jedenfalls nicht unvorbereitet.
Unter den neuen Modellen finden sich zahlreiche Hybride wie der Yaris HSD, der Prius+, der facegeliftete Prius und der Prius Plug-in – wird der alternative Antrieb damit in Österreich endlich den Durchbruch schaffen?
Frey: Wir glauben sehr daran, denn wir holen den Hybridantrieb aus seiner Nische heraus und machen ihn zum leistbaren Volkshybriden. Beste Beispiele dafür sind der schon länger erhältliche Auris HSD und der Kleinwagen Yaris HSD. Zudem unterstützen wir den Kauf dieser Modelle mit interessanten Finanzierungsaktionen. Ich sehe große Chancen, den derzeitigen Toyota-Hybrid-Fahrzeugbestand von rund 6000 Stück in Österreich (ca. 1,5 Promille des Gesamtfahrzeugbestands) deutlich zu erhöhen.
Kommt Ihnen bei Ihren Plänen entgegen, dass der in Österreich beliebte Treibstoff Diesel von der Weltgesundheitsorganisation WHO als krebserregend bezeichnet und die vorteilhafte Besteuerung auf EU-Ebene kritisiert wurden?
Frey: Hier könnte sich tatsächlich etwas ändern, denn der Diesel erhält noch Steuergeschenke. Weiters werden die Abgasvorschriften immer schärfer, was die Dieselmotoren verteuern wird. Aber Dieselfahrzeuge werden bei uns weiterhin ihre Bedeutung haben, das gilt auch für Toyota. Dies zeigt sich auch an der Kooperation von Toyota mit BMW. Schon Ende nächsten Jahres werden wir Fahrzeuge mit Dieselmotoren haben, die aus Österreich (BMW Motorenwerk in Steyr, A. d. R.) stammen.
Sie verändern hier eine wichtige Stellschraube – wie sieht es bei den anderen Kritikpunkten Qualität und Design aus?
Frey: Die Qualitätsprobleme sind ausgeräumt, aber es ist klar, dass die Händler drei harte Jahre durchschritten haben. Doch jetzt geht es wieder aufwärts, das zeigen nicht nur die heurigen Modelle, sondern auch die im nächsten Jahr.
Welche Fahrzeuge dürfen wir denn für nächstes Jahr erwarten?
Frey: Auf dem Pariser Autosalon in wenigen Wochen werden Sie nicht nur den neuen Auris, sondern auch den nächsten RAV4 sehen. Beide werden bei der Qualitätsanmutung einen deutlichen Sprung nach vorn machen.
Der RAV4 war einst ein kompaktes SUV ohne Konkurrenz, inzwischen haben ihn einige Rivalen längst überholt. Kann er verlorenes Terrain zurückerobern?
Frey: Man muss davon ausgehen, dass es die Alleinstellung, die er hatte, nicht mehr geben wird. Aber er ist ein wichtiges Modell und er wird sich gut schlagen. Allein sein Allrad ist eine Stärke, die bei Ihnen im Westen Österreichs sehr geschätzt wird. Und Toyotas Allradprogramm ist ein umfassendes, das vom großen Land Cruiser über den Pick-up Hilux bis zum besagten RAV4 und den kleinen Urban Cruiser reicht.
Der Urban Cruiser ist bei uns allerdings kaum zu sehen – was läuft hier falsch?
Frey: Das Auto ist gut und ausgereift. Die Kunden, die ihn fahren, sind sehr zufrieden. Die Qualität ist in Ordnung, aber er wird in Japan produziert, und das verteuert ihn aufgrund des ungünstigen Wechselkursverhältnisses zwischen Euro und Yen.
Gilt dies auch für den sehr selten anzutreffenden Kleinstwagen iQ?
Frey: Im Großen und Ganzen: Ja.
Das Interview führte Markus Höscheler