Druck auf Obama im Atomkonflikt mit Iran wächst
Die einflussreiche „Washington Post“ fordert vom US-Präsidenten im Vorfeld des USA-Besuchs von Israels Premier Netanyahu eine klare Warnung an Teheran.
Washington – Nach dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu rät auch die einflussreiche Washington Post US-Präsident Barack Obama im Atomkonflikt mit dem Iran zu einer klaren Warnung an Teheran. „Wenn Obama wirklich entschlossen ist, militärisch vorzugehen, falls der Iran entscheidende Schritte zum Bau einer (Atom-) Bombe unternimmt, etwa Uran auf waffenfähige Konzentrationen anzureichern, dann wäre er gut beraten, das auch öffentlich zu sagen“, schrieb die Zeitung am Samstag. Damit könne Obama das Verhältnis zu Netanyahu verbessern und einen militärischen Alleingang Israels gegen den Iran verhindern.
Die Zeitung nahm damit ein Argument Netanyahus auf. Der Regierungschef hatte schon vor einer Woche gefordert, dem Iran klare Grenzen zu setzen. Sobald Teheran diese „roten Linien“ überschreite, müsse sie mit einem Militärschlag rechnen. Eine solch unmissverständliche Warnung könne die Gefahr eines militärischen Konflikts mindern, hatte Netanyahu hinzugefügt.
Netanyahu reist Ende des Monats zur UN-Vollversammlung nach New York. Israelischen Medienberichten zufolge wird er voraussichtlich am 27. September auch Obama treffen. Der könne die Gelegenheit nutzen, dem Iran die „roten Linien“ aufzuzeigen.
Obwohl Israel und die USA wie die meisten westlichen Länder darin übereinstimmen, dass der Iran keine Atomwaffen erlangen darf, besteht keine gemeinsame Position in der Frage eines Angriffs. Die Uhren in den USA tickten anders als in Israel, sagte Israels Verteidigungsminister Ehud Barak. Der Iran verlagere Atomanlagen in Bunker und könne dadurch schon bald „immun“ gegen israelische Militärschläge werden.
Die militärisch wesentlich stärkeren USA könnten jedoch nach allgemeiner Auffassung auch später noch effizient eingreifen und Sanktionen und Diplomatie deshalb mehr Zeit einräumen. Die israelische Führung aber wolle im Gegenzug für ihr Stillhalten eine klare Zusage Washingtons, notfalls militärisch einzugreifen, heißt es. (APA/dpa)