Tiefer Sturz

Bettina Wulff will die Vergangenheit hinter sich lassen

Schon ist vom Comeback die Rede: Erst geht Deutschlands ehemalige First Lady Bettina Wulff gegen die Rotlicht-Gerüchte vor, in Kürze kommt ihr Buch auf den Markt. Gar nicht ungeschickt.

Von Thomas Lanig

Berlin – Es war ein tiefer Sturz: An der Seite ihres Mannes hatte es Bettina Wulff zur „First Lady“ in Deutschland gebracht, dabei „Bella Figura“ gemacht und dem blassen Christian Wulff mehr als einen Hauch von Glamour verpasst. Doch dann kam Wulffs Rücktritt als Bundespräsident, der Umzug vom Schloss Bellevue nach Großburgwedel. Und immer wieder diese Gerüchte über ihr Vorleben. Doch jetzt startet Bettina Wulff durch - sie versucht es jedenfalls.

Von Anfang an hatten die Bundesbürger sie als starke Frau erlebt. Bettina Wulff (38) war die jüngste unter den deutschen Präsidenten-Gattinnen. Sie wirkte modern - Tattoo auf dem Oberarm, Patchwork-Familie mit Spielecke im Schloss. Und selbst in der schwersten Krise, als ihr Mann schon wegen seiner Hauskredit-Affäre massiv unter Druck stand, versteckte sie sich nicht: Beim Neujahrsempfang des „Hamburger Abendblatts“ im Hause Springer zeigte sie Flagge.

Lange Zeit hatten die Wulffs vom engen Verhältnis zur „Bild“-Zeitung profitiert. „Ja, in meinem Leben gibt es eine neue Frau“, berichtete Christian Wulff dem Blatt 2006 über seine Freundin Bettina. Das Paar versorgte seitdem den Boulevard regelmäßig mit ein bisschen Klatsch und Infos aus dem Familienleben. Bis zum 12. Dezember 2011, als Wulff empört auf die Mailbox von „Bild“-Chefredakteur Kai Diekmann sprach, um die für den nächsten Tag geplante Veröffentlichung über seinen Hauskredit zu verhindern.

Damit war Schluss mit den guten Beziehungen. Christian Wulff musste im Februar zurücktreten. Kurz vorher hatte er noch selbst im Fernseh-Interview von den im Internet kursierenden „Fantasien“ über seine Frau gesprochen, gegen die sie jetzt juristisch vorgeht.

Doch während Christian Wulff nach wie vor und sichtbar an seinem Sturz leidet, stark abgenommen hat und manch demütigende Behandlung als Ex-Präsident erfahren musste, geht seine Frau in die Offensive. Als ob sie nichts mehr zu verlieren hat, macht sie Front gegen die seit vielen Jahren im Internet kursierenden Gerüchte, sie habe früher im Rotlicht-Milieu gearbeitet.

Nach Informationen der „Süddeutschen Zeitung“ stammt diese Rufmordkampagne ursprünglich aus der niedersächsischen CDU. Dass Christian Wulff, der frühere CDU-Ministerpräsident in Hannover, dort nicht nur Freunde hat, wurde in den Wochen vor seinem Rücktritt offensichtlich - und danach.

Dies alles will Bettina Wulff nun hinter sich lassen. Erstes Signal war die Ankündigung ihres Buches, dessen Erscheinen nun vorgezogen wurde. Dann kehrte sie in ihren alten Beruf als PR-Frau zurück, für einen weltbekannten Prothesenhersteller war sie bei den Paralympics in London unterwegs. Mit eigener PR-Firma wolle sie nun durchstarten, berichtet das Magazin „Focus“.

Ihr Mann Christian muss dagegen weiter auf eine neue Chance warten. Noch ermittelt die Staatsanwaltschaft in Hannover gegen ihn, sein Comeback dürfte erheblich schwieriger werden.

Thomas Lanig ist Korrespondent der dpa.