WM-QUALI

ÖFB-Team gegen Deutschland wohl erstmals als reine Legionärstruppe

Wacker-Coach Klaus Schmidt kann sich auf eine Woche Training in der Türkei freuen.
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Das Nationalteam wird mittlerweile von „Fremdarbeitern“ dominiert.

Wien – Marcel Koller wird wohl schon vor dem Anpfiff zum WM-Qualifikationsspiel gegen Deutschland österreichische Fußball-Geschichte schreiben. Der Schweizer dürfte am Dienstag als jener österreichische Teamchef in die Annalen eingehen, der erstmals eine ÖFB-Auswahl mit elf Legionären in der Startformation auf den Platz schickt. Die aktuelle Bestmarke von zehn „Fremdarbeitern“ in der Start-Elf wurde schon einige Male erreicht. Bisher kam es nur durch Auswechslungen während einer Partie zu der Konstellation, dass gleichzeitig elf Legionäre im rot-weiß-roten Trikot im Einsatz waren.

15 Legionäre im 23-Mann-Kader

Der bevorstehende Rekord lässt Koller allerdings ziemlich kalt. „Ich schaue nicht darauf, ob jemand Legionär ist oder nicht. Ich stelle diese Spieler auf, mit denen wir die besten Chancen haben“, betonte der Schweizer. Dass diese Kicker allesamt außerhab Österreichs ihr Geld verdienen dürften, ist aber kein Zufall. „Wenn sich ein Spieler im Ausland durchsetzt, ist das eine Erfahrung, die uns weiterhilft“, meinte der 51-Jährige.

Seit dem Wechsel Jakob Jantschers von Red Bull Salzburg zu Dynamo Moskau am Donnerstag scheinen 15 Legionäre im aktuellen 23-Mann-Kader auf. Bei der Heim-EM vor vier Jahren umfasste die „Fremdenlegion“ gerade einmal sieben Feldspieler - einer davon war Andreas Ivanschitz. „Das Ansteigen der Legionärszahl ist extrem positiv. Es zeigt die gute Entwicklung, die wir gemacht haben“, sagte der Mainz-Regisseur.

Pogatetz: „Brauchen Spieler bei Top-Vereinen“

Dass es künftig für Kicker aus der österreichischen Bundesliga praktisch unmöglich sein könnte, im Nationalteam längerfristig eine wesentliche Rolle zu spielen, glaubt der Burgenländer nicht. „Auch die Spieler aus der österreichischen Liga sind wichtig. Da muss man eine gute Mischung finden.“

Ähnlicher Ansicht ist Emanuel Pogatetz. „Ich würde nicht sagen, dass Spieler aus der österreichischen Meisterschaft nicht im Nationalteam spielen können, aber es ist wichtig, viele Legionäre in der Nationalmannschaft zu haben“, erklärte der Wolfsburg-Verteidiger. „In den größten Ligen Europas wird eben ein anspruchsvollerer Fußball gespielt. Die Erfahrungen, die man dort sammelt, sind extrem wichtig.“

Die heimische Liga wollte Pogatetz jedoch nicht schlechtreden. „Die steigende Zahl von Legionären zeigt ja, dass in Österreich gute Arbeit geleistet wird und immer wieder Junge nachkommen.“ Wunschlos glücklich ist der Steirer deswegen noch lange nicht. „Was uns fehlt sind Spieler, die bei absoluten Top-Vereinen ein Stammleiberl haben. Da gibt es bei uns derzeit nur David Alaba bei den Bayern.“

Nicht nur das Team profitiert

Der im Moment rekonvaleszente Wiener ging 2008 bereits als knapp 16-Jähriger nach München und ist damit fast schon ein „Legionärs-Routinier“ - sehr zur Freude von György Garics, nach dessen Meinung ein Auslandsaufenthalt eines österreichischen Kickers so früh wie möglich beginnen sollte. „Es ist wichtig, dass die Spieler schon in jungen Jahren ins Ausland kommen. Dann lernen sie früher und mehr“, meinte der 28-jährige Bologna-Kicker, der Österreich als 22-Jähriger verließ.

Erst mit 27 zog es Robert Almer in fremde Gefilde. Obwohl der Goalie bei Fortuna Düsseldorf derzeit nur ein Reservistendasein fristet, hat er den Schritt nach Deutschland nicht bereut. „Die deutsche Liga ist einfach besser als die österreichische, da tut man sich dann auch in internationalen Partien leichter.“ Durch den Legionärszuwachs profitiert laut Almer aber nicht nur das Nationalteam. „Es ist auch für die Spieler in Österreich besser. Sie werden in Europa interessanter, weil sich unsere Legionäre im Ausland einen Namen machen.“ (APA)