Eher Lehrgeld statt Moralinjektion
Trotz beherzter Aufholjagd schrammten die Innsbrucker Haie am ersten Saisonsieg in der Erste Bank Eishockeyliga vorbei. Im Duell der Aufsteiger waren die Fehlerquellen beim 5:6 gegen Dornbirn zu groß.
Von Alex Gruber
Innsbruck – „Wenn wir die gleiche Energie aufs Eis bringen, gewinnen wir“, ließ sich Haie-Coach Danny Naud nach der 2:3-Niederlage am Freitag und dem begeisternden Auftakt gegen die Graz 99ers zitieren. Da war der Wunsch Vater des Gedanken. Und immerhin hatten die völlig neuformierten Vorarlberger (13 Legionäre) zum Saisonstart ein 0:6 gegen Villach kassiert. Ein trügerischer Schein.
Die Innsbrucker taten sich beim ersten TV-Live-Match der Saison schwer, ähnlich gut in die Gänge zu kommen. Es wurde übrigens nach der Pfeife von Star-Referee Stephane Auger – der leitete schon weit über 700 NHL-Partien – getanzt. Und der schickte Alex Höller nach 45 Sekunden auf die Strafbank. Nur 22 Sekunden später schlug es im Powerplay im Kasten von Patrick Machreich ein. Ähnlich wenig Mühe, per Abstauber den Ausgleich zu besorgen, hatte auch Höller (3.) in Überzahl. Der neuerliche Rückstand entsprang wieder einem Eigenfehler. Die Fehlerquellen sprachen dafür, dass sich zwei Liganeulinge gegenüberstanden. „Wir müssen ihnen unser Spiel aufzwingen, dürfen keine blöden Strafen kassieren. Fünf gegen fünf haben wir Vorteile“, schloss Höller die ersten 20 Minuten ab.
Der nächste Treffer – wen wundert’s – fiel wieder im Powerplay. Francis Lemieux benötigte gerade sechs Sekunden, um die Scheibe überlegt zum 2:2 in den Winkel zu schlenzen. Der bereits dritte Saisontreffer des 28-jährigen Kanadiers, der wiederum nur vier Minuten von Wert war: Pedevilla fiel (mit dem Protest nach einem Foul auf den Lippen) an der Bande, der Konter (Magnan/26.) landete im Kasten. Die Haie schwammen defensiv zusehends, das 2:4 – wieder in Unterzahl – die beinahe logische Folge.
Der Schlussabschnitt begann mit der richtigen Moralinjektion, als Höller nach grandioser Vorarbeit von Lemieux in Unterzahl nach nur 47 Sekunden zum 3:4 traf. Spielmacher Aaron Fox glich mit dem dritten Powerplay-Treffer zum 4:4 (54.) seelenruhig aus. Beim Break zum 4:5 zahlten die Haie bitteres Lehrgeld – ehe Francis Lemieux seinen großen Auftritt hatte: Nach perfektem Insana-Pass holte er zehn Sekunden vor Matchende einen Penalty heraus, den er gegen Dornbirn-Goalie Patrick DesRochers eiskalt verwandelte. Overtime, aber da traf Luciano Aquino – dessen Bruder Anthony wurde in Innsbruck vor Saisonbeginn aussortiert – die in dieser Szene erneut naiven Haie nach nur 38 Sekunden mitten ins Herz. Nach einer beherzten Aufholjagd stand bei den Haien zumindest der erste Punkt zu Buche.