Köhler als Schlichter bei Lufthansa im Gespräch
Auch nach der Einigung auf eine Schlichtung im Tarifstreit mit der Lufthansa gibt sich die Flugbegleitergewerkschaft Ufo kämpferisch. „Wir haben 20 Jahre Mitgliedsbeiträge angespart“, sagte der Ufo-Vorsitzende Nicoley Baublies dem Nachrichtenmagazin „Focus“. Insofern könne die Gewerkschaft den Arbeitskampf „sehr lange“ durchhalten, sollte es zu keiner Lösung kommen.
Als möglicher Schlichter ist dem „Spiegel“ zufolge in Ufo-Kreisen Ex-Bundespräsident Horst Köhler im Gespräch. Baublies wollte dies am Sonntag nicht grundsätzlich dementieren. Köhler sei zurzeit aber nicht näher dran am Amt des Schlichters als andere Kandidaten. Der ehemalige Bundespräsident sei ein „ausgewogen denkender Mensch“.
Die Ufo werde sich in den kommenden zwei Tagen intern beraten und dann mit der Lufthansa reden. Wenn es ideal laufe, könne am Mittwoch ein Name genannt werden. Im „Focus“ forderte Baublies die Lufthansa auf, die von der Gewerkschaft vorgelegten Vorschläge für Einsparungen zu prüfen. Mit diesen könne die Airline acht Prozent oder 72 Millionen Euro Personalkosten jährlich einsparen.
Parallel zu der vereinbarten Schlichtung könnte es dem „Spiegel“ zufolge zu einer Art Mediationsverfahren kommen. Hierzu sagte Baublies der dpa, in der Schlichtungsvorvereinbarung gebe es einen Passus, wonach auch Fragen gelöst werden müssten, die nicht der Schlichtung unterworfen seien. Dazu zählten strittige Punkte bei der für das kommende Jahr erwarteten internen Billigtochter mit dem Arbeitstitel „Direct4U“. Diese könnten zum Knackpunkt werden, das Ganze werde „kein Selbstläufer“. Der Begriff Mediation stehe aber in der Vereinbarung nicht explizit drin. Ein Lufthansa-Sprecher wollte all das nicht kommentieren. Bis zum 12. September soll eine Vereinbarung über das Vorgehen in der Schlichtung vorliegen.
Lufthansa und Ufo hatten sich am Freitag nach dem heftigsten Streik in der Geschichte der größten deutschen Fluggesellschaft auf eine Schlichtung geeinigt. Der eintägige Ausstand der Flugbegleiter war in der Nacht auf Samstag um Mitternacht beendet worden. Währenddessen hatte die Lufthansa weit mehr als die Hälfte ihrer Flüge streichen müssen, mehr als 100.000 Reisende waren betroffen.