Selbstbefragung in einer Welt aus Rätseln
Schwaz – Für Johannes Porsch ist der Besuch in der Schwazer Stadtgalerie ein Heimspiel, handelt es sich bei dem in Wien lebenden Kurator, Au...
Schwaz –Für Johannes Porsch ist der Besuch in der Schwazer Stadtgalerie ein Heimspiel, handelt es sich bei dem in Wien lebenden Kurator, Autor und Künstler doch um einen gebürtigen Schwazer. Und um einen, der eine ebenso verrätselte wie vielschichtige Erforschung des Künstlerdaseins betreibt. Wobei vielmehr das Fragenstellen als das Antwortengeben im Vordergrund steht – in einer raumgreifenden Installation aus Spiegeln, Textfragmenten, gläsernen und porzellanen Büsten, Abspielgeräten, Beamern und dem Rahmen eines Flachbildschirms etwa, in der Tanja Widmanns in zwei Bildhälften gesplitteter Filmbeitrag „Untitled for Solo“ nicht ohne Ironie Strategien der Künstler-Repräsentation und Inszenierung vorführt.
Das Hinterfragen von Kunst und Kunstproduktion, das den roten Faden im Jahresprogramm der Stadtgalerie darstellt, erfordert auch bei Porsch die Bereitschaft des Sich-Einlassens, als Lohn lockt immerhin die nicht zu unterschätzende Faszination des Rätsels. Eingangs wird denn auch ein solches vom französischen Schriftsteller Raymond Roussel (1877–1933) präsentiert, den Porsch als historische Referenz, als eine Art Prototyp „selbst gemachten“ künstlerischen Selbstverständnisses sowie als Titelgeber heranzieht: Roussels Schrift „Unter den Schwarzen“ ist der Titel der Ausstellung entlehnt, die das Ominöse und schwer Fassbare der Kunstwelt sowohl mit Roussels stereotyper Beschreibung des Exotischen als auch mit der Welt der Wissenschaft kurzschließt, etwa wenn die mikroskopischen Aufnahmen eines Eiweißmoleküls zu poetischen Filmbildern werden. (jel)