Pornoring aufgedeckt: Klagenfurter missbrauchte Nachbarskinder
Die US-Operation „Gondola“ ließ auch 20 Österreicher auffliegen. Ein Klagenfurter etwa verging sich an Nachbarskindern - und filmte mit.
Wien - Im Kampf gegen Kinderpornografie läuft bereits seit einiger Zeit die international akkordierte Operation „Gondola“, berichtet der „Kurier“ in seiner am Montag erscheinenden Ausgabe. Nun hat die Exekutive auch in Österreich zugeschlagen und nach Hinweisen aus den USA 20 Konsumenten ertappt. Besonders erschreckend: Ein Klagenfurter war selbst Produzent. Es fand sich Bild- und Videomaterial, das belegt, dass sich der 38-Jährige an Nachbarskindern vergangen hat.
Ein 63-jähriger Wiener wiederum wurde bei der Razzia im Bezirk Landstraße tot vor seinem Computer entdeckt. Beim Betrachten der Scheußlichkeiten, die noch immer auf dem Bildschirm zu sehen waren, hatte der Akademiker einen Herzinfarkt erlitten, bestätigte Mario Hejl, Sprecher des Bundeskriminalamts, den „Kurier“-Artikel. Wann der Mann gestorben war, konnte er ebenso wenig sagen, wie den Zeitpunkt der Hausdurchsuchungen.
Insgesamt wurden bei der Aktion in Österreich 1.600 Computer, sowie Speichermedien sichergestellt. Ebenfalls ungewöhnlich verlief die Hausdurchsuchung bei einem 38-jährigen Grazer: Bei dem Langzeitstudenten wurden nicht nur 600 eindeutige Dateien sichergestellt, sondern auch Sprengmittel, gefährliche Chemikalien sowie eine größere Anzahl Schusswaffen und Kriegsmaterial. Bei der Aktion waren der Entschärfungsdienst sowie ein Sprengstoffhund im Einsatz. Ein anderer Grazer hatte neben dem Depot seiner Kinderpornos eine Hanfplantage angelegt.
Begonnen hatte „Gondola“ mit einer weltweiten Internet-Ermittlung des Departments of Homeland Security (ICE) in Amerika. Dieses gehört zum US-Heimatschutzministeriums und ist für grenzüberschreitende Kriminalität zuständig, wozu auch die Verbreitung von Kinderpornos im Web gehört.
Die Operation hatte schon zuvor gute Fahndungserfolge erbracht: In Alexandria (US-Staat Virginia) wurde ein Sprachlehrer ausgeforscht, dem die Produktion von Kinderpornos mit Mädchen nachgewiesen wurde. Dafür wurde der Mann bereits zu 30 Jahren Haft verurteilt. Eine weitere mutmaßliche Produzentin wurde enttarnt, nach ihr wird laut „Kurier“ weltweit gefahndet. Die australische Polizei verhaftete einen 44-Jährigen, der 50.000 abartige Bilder ins Netz gestellt hatte. Auch in Italien konnte mit Hilfe der ICE eine Kinderporno-Seite vom Netz genommen werden. „Gondola“ brachte bisher 32 Personen hinter Gitter, 22 Anklagen wurden erhoben, und gegen zahlreiche weitere Verdächtige wird ermittelt.
Dem ICE gelang es kürzlich, Daten auf einer US-Kinderpornowebseite zu sichern. Dabei tauchten die IP-Adressen von 20 österreichischen Computern auf. Diese Daten wurden an das Bundeskriminalamt in Wien weitergegeben, das die User ausforschte. Insgesamt wurden in Zusammenarbeit mit den Landeskriminalämtern bei der Razzia mehrere zehntausend kinderpornografische Dateien sichergestellt. Die Verdächtigen sind ausnahmslos Männer und zwischen 20 und 64 Jahre alt. (APA)