Die nächste Runde für den Anti-Bond

Eine Nebenhandlung in Spielfilmlänge: „Das Bourne Vermächtnis“ setzt die erfolgreiche Action-Reihe ohne den titelgebenden Helden fort.

Innsbruck –Vor zehn Jahren kam mit „Die Bourne Identität“ (Regie: Doug Liman) ein Film ins Kino, der das etwas abgeschmackte Genre des Spionage-Thrillers aus seiner Kalten-Krieg-Nostalgie ins neue Jahrtausend überführte. Im Grunde hieß das, dass die auf der Leinwand gezeigte Welt unübersichtlicher und das Geschehen welthaltiger, sprich dreckiger und in der Regel blutiger, war als in den James-Bond-Abenteuern. Matt Damon spielte Jason Bourne dementsprechend als fleischgewordenen Anti-007: eine Kampfmaschine ohne Erinnerung, die die von global agierenden Geheimdienst-Apparatschiks ersonnene Weltordnung auf der Suche nach seiner Identität gehörig durcheinanderwirbelte. Der Film war ein weltweiter Erfolg. Teil zwei und drei inszenierte der Brite Paul Greengrass („Bloody Sunday“, „Flug 93“). Dessen filmästhetische Manierismen, schnelle Montagefolgen, extreme Blickwinkel und nervöse Reißschwenks unterstrichen die forcierte Zeitgeistigkeit der Filmreihe und sollten für das ganze Genre stilbildend wirken – selbst an der „James Bond“-Reihe ging diese Entwicklung nicht spurlos vorüber. Doch nach „Das Bourne Ultimatum“ (2007) wollten weder Greengrass noch Damon etwas von einer weiteren Fortsetzung wissen. Also nahm der bisherige Drehbuchautor Tony Gilroy das Projekt in die Hand und inszenierte „Das Bourne Vermächtnis“ selbst. Der ist weder Se- noch Prequel der Trilogie, sondern spielt parallel zum dritten Teil. Er ist gewissermaßen eine auf Spielfilmlänge aufgeblasene Nebenhandlung. Schließlich war Bourne nicht der einzige anonym agierende US-Agent für die wirklich dreckigen Jobs. Aber diese sollen jetzt, wo das Bourne-Desaster auf allen Nachrichtenkanälen live übertragen wird (ein Gag der sich nur Kennern der Trilogie erschließt), ausgeschaltet werden. Einer davon, der Irak-Veteran Aaron Cross (Jeremy Renner), kann allerdings selbst Killer-Dronen entkommen und sich dem Zugriff seiner ehemaligen Chefs (darunter Edward Norton) immer wieder entziehen. Diese – alles in allem recht überschaubare – Konstellation wiederholt Gilroy bis zum sonnigen Happy End (das sich die Möglichkeit einer Fortsetzung offen lässt) vor zunehmend exotischer werdenden Settings. Dort kommen sich Cross und seine Fluchthelferin Marta (Rachel Weisz) näher. Doch auch das wusste man bereits aus dem Trailer. (jole)