Niederlande

Straße statt Coffeeshop: Geschäft mit illegalem Marihuana floriert

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Nach dem Cannabis-Verbot für Ausländer haben die illegalen Straßenhändler in Holland Hochsaison. Gleichzeitig bricht den Coffeeshop-Besitzern die Kundschaft weg.

Maastricht - „Cannabis, Marihuana, ich habe alles.“ Ein junger Mann preist in der niederländischen Stadt Maastricht seine Ware an. „Es läuft gut, wir verkaufen momentan viel“, sagt der Dealer, der sich Mohammed nennt. Hart verhandelt er über den Preis für fünf Gramm Cannabis, die er schließlich für 35 Euro verkauft. Mohammed profitiert wie viele Straßenhändler davon, dass Ausländer seit dem 1. Mai im Süden der Niederlande keine Drogen mehr in den Coffeeshops kaufen dürfen.

Rund zwanzig Dealer buhlen deshalb entlang der Maas um Kundschaft. „Ich habe auch Kokain, Heroin, Ecstasy - was willst Du?“, fragt einer von ihnen, der auf einem grauen Motorroller sitzt und einem möglichen Kunden eine Karte mit seiner Telefonnummer zusteckt.

Bald dürfte das Geschäft für die Straßenhändler nicht nur in Maastricht, sondern im ganzen Land florieren. Gilt der sogenannte Cannabis-Ausweis, den nur noch volljährige Niederländer bekommen dürfen, ab 1. Jänner doch überall in den Niederlanden.

Drogentourismus hält an

Die Millionen Ausländer, die bisher jedes Jahr die 670 Coffeeshops des Landes aufsuchten, werden damit vor die Tür gesetzt. Seit 1976 wurde auch bei ihnen der Kauf von maximal fünf Gramm Cannabis pro Person in den spezialisierten Lokalen geduldet. Doch die niederländischen Behörden wollten Schluss machen mit den Staus vor den Coffeeshops, dem Lärm und den Dealern auf der Straße.

Der Drogentourismus endete mit dem Coffeeshop-Verbot für Ausländer allerdings nicht.„Ich verkaufe an Franzosen, Belgier, Deutsche, Spanier und auch Niederländer“, sagt Mohammed. Eine Studie der Universität Tilburg ergab, dass der illegale Drogenhandel durch das Verbot „deutlich“ zunahm. Allerdings räumen die Experten ein, dass weniger Dealer rund um die Coffeeshops unterwegs sind. Allerdings gebe es nun Adressen, wo das Cannabis gekauft werden könne und auch Nummern von Dealern, die nach Hause lieferten.

„90 Prozent unserer Kunden verloren“

Doch nicht alle Coffeeshop-Besitzer folgen dem Verbot der Behörden. So ist beispielsweise das Easy Going, einer von 14 Coffeeshops in Maastricht, geschlossen. Sein Besitzer Marc Josemans wehrt sich damit gegen die Diskriminierung der Ausländer. „Wir haben fast 90 Prozent unserer Kunden verloren“, sagt er. 600 Coffeeshop-Angestellte im Süden säßen dadurch auf der Straße. Sogar die Einheimischen mieden die traditionsreichen Einrichtungen, denn sie wollten sich nicht als „Mitglieder“ registrieren lassen.

Die Cannabis-Konsumenten, die ihren Ausweis bei der Stadtverwaltung bekommen, fürchten den Missbrauch ihrer Daten. „Die Daten werden nicht weitergegeben“, versichert dagegen der Sprecher der Stadtverwaltung, Gert-Jan Bos. Er sieht den Cannabis-Ausweis als gute Sache, auch wenn es für eine abschließende Beurteilung noch zu früh sei. Statt der 10.000 Besucher, die jeden Tag nur wegen der Drogen nach Maastricht gekommen seien, reisten jetzt nur noch rund 100 an. Auch die Dealer seien weniger geworden, allerdings seien sie „sichtbarer und aggressiver“.

Aktivisten im „Cannabus“

Vor der Parlamentswahl am Mittwoch hatten Anhänger des freien Haschisch-Konsums gehofft, dass die landesweite Einführung der Cannabis-Karte gestoppt wird. Mit einem „Cannabus“ tourten Aktivisten durch das Land, um die Bevölkerung zur Wahl der „richtigen Parteien“ aufzufordern. Von den großen Parteien hatte die sozialdemokratische Arbeitspartei angekündigt, das Projekt zu stoppen. Bei der Wahl unterlag die PvdA knapp den Rechtsliberalen von Ministerpräsident Mark Rutte, beide verhandeln nun über eine Koalition.

Im „Stone‘s Café“ in Amsterdam spricht ohnehin „niemand über Politik“, wie die Angestellte Myra noch kurz vor der Wahl lachend feststellte: „Die sind alle im Rausch.“