Wirtschaftspolitik

Anlegerinteresse an europäischen Aktien vorerst erlahmt

Börsianer erwarten aber eine baldige Fortsetzung der Rally.

Frankfurt - Nach einer mehrwöchigen Rally hat das Anlegerinteresse an europäischen Aktienwerten am Montag nachgelassen. Dank der von diversen Notenbanken ausgelösten Flut billigen Geldes ist für Dax, EuroStoxx50 & Co. nach Ansicht von Börsianern das Ende der Fahnenstange aber noch nicht erreicht.

Der Dax notierte knapp im Minus bei 7.406 Punkten und der MSCI-Weltaktienindex gab 0,1 Prozent nach auf 339,56 Zählern. Damit blieben beide in Reichweite ihrer am Freitag markierten 14-Monats-Hochs von 7.446,47 beziehungsweise 341,54 Stellen. Der EuroStoxx50 verlor am Montag 0,2 Prozent auf 2.587 Punkte.

„Die Notenbanken scheinen entschlossen, die Welt mit Liquidität zu fluten“, sagte Philippe Gijsels, Chef-Analyst von BNP Paribas Fortis Global Markets. Da dieses frische Geld irgendwo investiert werden müsse, träten die trüben Konjunkturaussichten zumindest kurzfristig in den Hintergrund. „Dies macht jeden Kursrücksetzer zu einer Einstiegschance“, betonte der BNP-Experte.

Ein anderer Börsianer wies darauf hin, dass vielen Investoren kaum etwas anderes übrigbleibe, als in Aktien zu investieren. Bei anderen Anlagen wie zum Beispiel Staatsanleihen könnten sie wegen der weit verbreiteten Niedrigzins-Politik der Notenbanken auf Jahre hinaus nur magere Renditen erwirtschaften.

Schlusslicht im Dax waren ThyssenKrupp. Den Papieren des Stahl-und Technologiekonzerns machte eine Verkaufsempfehlung der UBS zu schaffen. Die Markterwartungen an den geplanten Verkauf der Sparte Steel Americas seien überzogen, betonte Analyst Carsten Riek. Er rechne im Rahmen des Verkaufsprozesses mit einer 3,9 Milliarden Euro schweren Abschreibung. Thyssen-Titel gaben etwa die Hälfte ihres Freitagsgewinns wieder ab und verloren 2,9 Prozent auf 17,95 Euro.

Stark gefragt waren dagegen die im Nebenwerte-Index gelisteten Aktien von Hochtief, die sich um 2,8 Prozent auf 39,70 Euro verteuerten. Der Chef des französischen Konkurrent Vinci hatte in einem Interview mit der „Financial Times Deutschland“ Interesse an Teilen des Baukonzerns und der Muttergesellschaft ACS signalisiert. Vinci will sein Konzessionsgeschäft mit Flughäfen und Autobahnen ausbauen. ACS legten 1,6 Prozent auf 17,84 Euro zu und gehörten damit zu den Favoriten im spanischen Leitindex Ibex. Die an der Börse Sydney gelisteten Titel der Hochtief-Beteiligung Leighton stiegen am Montag um 8,4 Prozent. An der Pariser Börse notierten Vinci fast unverändert bei 36,60 Euro.

Die Furcht der Anleger vor einer anziehenden Inflation hat den Goldpreis am Montag gestützt. Das Edelmetall notierte mit 1.769,45 Dollar (1.370,60 Euro) keine zehn Dollar unter seinem Sechseinhalb-Monats-Hoch vom Freitag. Analystin Lynette Tan von Phillip Futures hält einen baldigen Sprung über das bisherige Jahreshoch von 1.790,30 Dollar für wahrscheinlich.

Auch die Experten der Deutschen Bank sagten weitere Kurssteigerungen voraus. Zum einen machten die weltweit meist extrem niedrigen Zinsen Gold attraktiv. Darüber hinaus kauften die Notenbanken wieder verstärkt Edelmetall. In Indien, dem weltgrößten Gold-Markt, zog die Nachfrage der Juweliere zum Auftakt der Festival-und Hochzeitssaison an. Auf dem Subkontinent werden Brautleute traditionell mit Goldschmuck beschenkt. (APA/Reuters)