Euro-Krise: Von Adler und Schafen
Der Österreich-Chef der liechtensteinischen Fürsten-Bank LGT, Meinhard Platzer, rechnet mit einem Zusammenrücken der EU und einer Euro-Rettung.
Von Alois Vahrner
Wien, Innsbruck –Der gebürtige Südtiroler greift in Sachen Eurokrise gegenüber der TT zu einem Vergleich aus dem Tierreich. „Wenn Ruhe ist, dann grasen die Schafe meist zerstreut. Wenn aber ein Adler kommt, dann laufen sie ganz eng zusammen.“ Platzer ist überzeugt, dass die jetzige Krise zu Reformen und einem Zusammenrücken in Europa führt. „Ich glaube nicht, dass die Eurozone zerbricht und bin optimistisch, dass die Konjunktur nicht so abschmiert wie prognostiziert.“
Der Rettungsschirm ESM sei die „richtige Medizin“, wenngleich die beschlossenen Anleihenkäufe durch die Europäische Zentralbank den Reformdruck in schwächeren Ländern reduzieren könnten. Sparen und Reformen seien unumgänglich. „Ich verstehe die Menschen, die auf der Straße gegen Einschnitte protestieren. Aber es geht um Vergütungen aus der Vergangenheit, die aber leider nicht bezahlt waren.“
Das Problem der EU mit 27 und der Eurozone mit 17 Mitgliedern sei der komplizierte Entscheidungsprozess. „Wenn jemand akut krank ist, kann ich nicht abstimmen lassen, welche Medizin ich verabreiche.“ Die USA seien höher verschuldet, würden aber nur minimal mehr Zinsen für Staatsanleihen zahlen als Deutschland, so Platzer. „Die EU muss eine politische und Steuerunion werden, dann ist das Thema vom Tisch.“
Die dem Fürstenhaus gehörende LGT Bank (Fürst Hans-Adam II. gilt als reicher als die Queen) habe heuer 5,5 Mrd. Franken Kapitalzufluss und mit 130 Mio. Franken ein Gewinnplus von 50 % erzielt – und ist laut Platzer als eine der ganz wenigen Banken auf A+ mit stabilem Ausblick hochgerated worden.
In Österreich startet die LGT in Salzburg mit einem zweiten Standort, in Wien wird man im November in das von Liechtenstein derzeit für einen hohen zweistelligen Millionenbetrag ausgebaute Stadtpalais Liechtenstein umsiedeln. Es gehe darum, Vermögen der Anleger auch in unruhigen Zeiten zu steigern. Im Fürstenfonds sind 10 Mrd. Dollar (davon 3 Mrd. vom Fürsten selbst) veranlagt. Dieser liege heuer mit 6 % im Plus, anderes mit 8 bis 9 %.
Ab einem verfügbaren Kapital von 250.000 € aufwärts gilt man für die LGT Bank langsam als interessant. Allein in Österreich gebe es 140.000 Haushalte mit über 200.000 Euro bankfähigem Vermögen und 70.000 Millionäre.