SPÖ hätte bei Neuwahlen die besten Karten
Laut aktuellen Umfragen wäre der Kampf um Platz zwei spannend. Die Grünen könnten zulegen, dem BZÖ droht ein Scheitern.
Wien –Wieder einmal gärt es in der Koalition. Und schon wird das Wort von Neuwahlen seit Tagen in den Mund genommen. Konkret bei ÖVP und SPÖ nachgefragt, will keiner vorzeitig die Bevölkerung zu den Urnen rufen. Doch wer hätte denn einen Vorteil bei Neuwahlen? Zumindest wenn es nach den aktuellen Umfragen geht, würde die SPÖ wohl wieder als stimmenstärkste Partei aus den Wahlen hervorgehen. Sie liegt seit Wochen in den Umfragen mit konstanten Werten unangefochten vorne. Zumindest laut Umfragen könnte sie ihren Stand vom Wahlergebnis 2008 halten.
Die ÖVP müsste hingegen um den damals verteidigten zweiten Platz fürchten. Seit Monaten ist ihr die FPÖ knapp auf den Fersen oder hat sie schon überholt.
Doch mit der möglichen Konkurrenz einer neuen Partei des Milliardärs Frank Stronach zeigen die Umfragewerte der FPÖ nach unten. Für das BZÖ ginge es bei einer Wahl ums Überleben im Nationalrat, die Grünen dürften mit einem Zuwachs rechnen.
Die SPÖ ist in den Umfragen die einzige Partei, die zumindest Chancen hat, einen Dreier anzuschreiben. Bei der Wahl 2008 fiel sie mit 29,26 Prozent erstmals unter die 30-Prozent-Marke. In den jüngsten Umfragen weisen die Meinungsforschungsinstitute OGM (für den Kurier) und Gallup (Österreich) die Sozialdemokraten mit 28 Prozent aus, Market (Standard) hingegen mit 30 Prozent. Von einem Gleichstand von SPÖ, ÖVP und FPÖ – wie zuletzt im Frühjahr 2011 – ist jetzt keine Rede mehr. Die SPÖ liegt mit fünf Prozentpunkten und mehr vorne.
Denn die Volkspartei rangiert in den Umfragen nur mehr bei 21 bis 24 Prozent. Sie müsste also mit deutlichen Einbußen gegenüber 2008 (25,98 Prozent) rechnen. Anders als noch im heurigen Frühjahr könnte sie aber hoffen, den zweiten Platz zu halten.
Denn die FPÖ liegt – mit derzeit 20 bis 23 Prozent – nur bei OGM gleichauf mit den Schwarzen, bei Market und Gallup aber auf dem dritten Platz. Die Blauen würden zwar deutlich zulegen gegenüber 2008 (17,54 Prozent), hatten in den vergangenen Jahren aber auch schon wesentlich bessere Umfragewerte.
Dies liegt daran, dass mit Frank Stronach die politische Farbenlehre erweitert werden könnte. Er schaffte in den Sonntagsfragen vom Start weg sechs bis zehn Prozent.
Unter Stronachs möglichem Antreten würde auch das BZÖ leiden. Mit durchgehend drei Prozent in den aktuellen Umfragen würde das BZÖ den Wiedereinzug in den Nationalrat verpassen. Von den 10,7 Prozent des Jahres 2008 ist keine Rede mehr, damals führte Jörg Haider die Orangen in die Wahl.
Keine Probleme bereitet Stronach den Grünen. Sie liegen in den Umfragen mit zwölf bis 15 Prozent klar über den 10,70 Prozent der Wahl 2008 – und wären damit ein Wahlsieger.
Dass die Wahl vorgezogen wird, würde von einem guten Teil der Wähler goutiert. 30 Prozent wünschten sich dies in einer Market-Umfrage für den Standard.
Laut den Umfragen würden sich nach Neuwahlen in den Koalitionsvarianten allerdings kaum Änderungen ergeben. Denn eine Koalition von SPÖ und ÖVP wäre nach derzeitigem Stand die einzige Zweierkoalitionsvariante mit einer Mehrheit. (TT)