Wirtschaftspolitik

Fiat bestreitet Rückzugspläne aus italienischer Heimat

Der italienische Autokonzern müsse aber seine 2010 bekanntgegebenen Investitionspläne für Italien revidieren.

Rom - Fiat-Chef Sergio Marchionne bestreitet, dass sein Konzern sich von der Heimat Italien zurückziehen wolle. „Ich habe niemals die Schließung von Produktionswerken vorgeschlagen und niemals behauptet, dass ich weggehen will“, betonte Marchionne im Interview mit der römischen Tageszeitung „La Repubblica“ (Dienstagsausgabe).

Marchionne erklärte jedoch, dass Fiat seine 2010 bekanntgegebenen Investitionspläne für Italien revidieren müsse. „In Italien liegt der Automarkt in Agonie. Fiat wird in Italien dank der Gewinnen bleiben, die im Ausland generiert werden. Der italienische Automarkt ist zusammengebrochen. Wenn wir nach den ursprünglichen Plänen investieren würden, wären wir pleite“, warnte Marchionne. In Europa habe Fiat Verluste in Höhe von 700 Mio. Euro angesammelt, die der Konzern nur dank der Gewinne in den USA und in den Schwellenländern kompensieren könne.

Die Lage in der Heimat Italien sei dramatisch, warnte der Fiat-Chef. „In Italien ist die Autoindustrie in ein Marktloch ohne gleichen gefallen. Der Markt ist auf ein Niveau wie in den 60er Jahren gestürzt. Wir haben in einem Schlag 40 Jahre verloren. Vor einem Jahr war das Land pleite. Nur der Eingriff einer glaubwürdigen Persönlichkeit hat Italien aus dem Abgrund retten können. Jetzt will man, dass sich Fiat so ruhig weiter verhält, wie in den Zeiten, als noch die Sonne schien?“, fragte Marchionne.

Am Montag hatte der Chef des italienischen Industriellenverbands, Giorgio Squinzi, Marchionne aufgefordert, Italien nicht zu verlassen. Ein großer Industriestaat wie Italien müsse einen starken Autobauer haben. Fiat sei mit seinen Zulieferbetrieben noch immer das industrielle Rückgrat des Landes. „Hinter einem starken Autobauer steckt eine Zulieferindustrie, die für Innovation sorgt und Italien helfen kann, auf dem globalen Markt wettbewerbsfähig zu bleiben“, meinte Squinzi.

Auch Ex-Premier Romano Prodi warnte vor der Gefahr eines kompletten Rückzugs von Fiat aus Italien. „Für das Land wäre der Verlust seiner Autobranche unerträglich“, meinte Prodi. Er drängte die Regierung Monti, Druck auf Fiat auszuüben, damit der Konzern Klarheit über die Zukunft der fünf italienischen Produktionswerke mache. „Es darf keine Ungewissheit über Fiats Zukunft in Italien bestehen“, meinte Prodi. (APA)