Hochgebirgsforschung am Alkuser See ergebnisreich

Die seit 2006 laufenden archäologischen Untersuchungen beförderten in den letzten zwei Wochen wieder aufregende Funde und Befunde zutage.

Von Claudia Funder

Ainet –Genauer ins Visier genommen wird das Gelände um den Alkuser See seit sechs Jahren. Den Anstoß für wissenschaftliche Arbeiten gab ein Fund. Damals startete der Archäologe Harald Stadler mit einer Studentengruppe den Versuch, den Kontext zu einer in den 70er-Jahren von Sebastian Mühlburger am Gewässer entdeckten, beschrifteten Steinplatte aus dem 2./3. Jahrhundert nach Chr. zu erforschen. Denn wenn die Platte dort oben lag, mussten auch Menschen vor Ort gewesen sein. In den Folgejahren wurden immer wieder Grabungen durchgeführt, die aufschlussreich waren.

2011 konnten mehrere obertägige Strukturen wie Vieheinfriedungen, Steinansammlungen und eine Feuerstelle, aber auch römische und vorgeschichtliche Keramik sowie römischer Schmuck entdeckt werden.

Nun wurde dieses hochspannende Areal mit wissenschaftlichem Potenzial erneut genau unter die Lupe genommen. Von 3. bis 12. September führte ein Studententeam des Instituts für Archäologien, Fachbereich Ur- und Frühgeschichte sowie Mittelalter- und Neuzeitarchäologie, der Universität Innsbruck unter der Leitung von Harald Stadler eine Grabungskampagne im Bereich des Potschepols (2200 m) und des Alkuser Sees (2400 m) durch. „Es handelt sich um ein interdisziplinäres Forschungsprojekt, das im Fragestellungsverbund in der Ostschweiz, den Ötztaler Alpen und dem Dachsteingebiet steht und das die Eroberung des Hochgebirges durch den Menschen nach dem Rückzug der Gletscher bis heute klären soll“, erklärt der gebürtige Osttiroler.

Acht Personen waren unter bewährter örtlicher Leitung von Cornelia Klocker und Markus Staudt am Werk, u. a. auch von den Universitäten Bamberg und Wien. Und auch heuer wurden aufregende Befunde und Funde zutage gefördert. „Über die Entdeckung einer Fibel aus Eisen konnte auch die römische Begehung der Uferzonen des Alkuser Sees nachgewiesen werden“, berichtet Stadler. Am Potschepol, einem Plateau, sei an der als Opferplatz vermuteten Struktur aus zusammengeschichteten Steinen weitergearbeitet worden. Hier dürften rituelle Aktionen mit Verbrennung von Holz stattgefunden haben. Man fand auch verbrannte Knochen, Keramik, Bergkristall und Eisenobjekte, die mit einer Abdeckung aus Steinplättchen versiegelt wurden. Langsam beginne man, erklärt Stadler, diese Strukturen und Verhaltensmuster zu verstehen.

Für diesen Herbst bzw. Frühjahr 2013 sind erste größere Publikationen (Cornelia Klocker; Harald Stadler und Karlheinz Dietz) geplant. Man darf gespannt sein. Denn „mit dem Fund einer Bronzedolchklinge aus dem 2. Jahrtausend vor Chr. wurde die Geschichte von Ainet gleich um 4000 Jahre in die zeitliche Tiefe katapultiert“, so der Archäologe.