„Ein Stufenheck hat viele Vorteile“
Günther Kerle, Geschäftsführer von Mazda Austria, geht im Gespräch mit der Tiroler Tageszeitung davon aus, dass der aktuelle SUV-Boom irgendwann sein Ende finden wird, dass das angeschlagene Mittelklasse-Segment wieder wachsen könnte – und dass der Lieferengpass beim CX-5 bald Geschichte ist.
Welche Bedeutung hat für Mazda Austria die Anfang 2013 startende neue Generation des Mazda6?
Günther Kerle: Es steht außer Streit, dass sich das D-Segment (Mittelklasse) in den vergangenen sieben, acht Jahren von 20 Prozent Marktanteil auf zehn Prozent praktisch halbiert hat. Das hat auch mit der zunehmenden Attraktivität von SUV (Sports Utility Vehicles) zu tun, hier ist die Nachfrage beständig gestiegen. Ich glaube allerdings, dass der SUV-Boom irgendwann sein Ende finden wird – und ich glaube auch, dass das D-Segment die Talsohle erreicht hat.
Und nun soll der neue Mazda6 wieder Boden gutmachen? Wie soll ihm das gelingen?
Kerle: Es braucht weiterhin klassische Limousinen, es gibt weltweit genügend Kunden, die das wollen. Ein Stufenheckmodell verspricht eben viele Vorteile wie weniger Luftwiderstand oder einen abgeschlossenen Kofferraum. Sicherheit ist – gerade in Osteuropa und Südosteuropa – ein wichtiges Thema.
Offenbar nicht nur im Osten. Deutsche Hersteller entdecken im Kompaktsegment das Stufenheck neu und wollen es auch bei uns mehr vermarkten als bisher – ist hier eine Renaissance zu erwarten?
Kerle: In unteren Segmenten glaube ich nicht, dass diese Modelle bei uns eine größere Rolle spielen.
Beim noch aktuellen Mazda6 bieten Sie drei Varianten an, beim künftigen nur noch den Viertürer und den Kombi. Vermissen Sie das Fließheck jetzt schon?
Kerle: Nein, der Fünftürer spielte zuletzt nur noch eine marginale Rolle – und ich glaube, dass diese Karosserievariante in den nächsten vier, fünf Jahren auch bei anderen Anbietern verschwinden wird. Ihre Rolle übernehmen immer mehr die SUV – wie eben unser neuer CX-5.
Den bieten Sie bei uns seit wenigen Monaten an, verkaufen ihn bestens. Warum bereitet er Ihnen dennoch Probleme?
Kerle: Die Nachfrage ist wesentlich höher als erwartet, die Produktion hinkt hinterher. Wir haben bisher 2700 Stück verkauft, heuer können wir aber nur 1700 Stück ausliefern. Dennoch ist davon auszugehen, dass Mazda in den nächsten Monaten die Produktionskapazität erhöhen wird.
Wie viele Stück des CX-5 wollen Sie 2013 verkaufen, dem ersten Volljahr für das kompakte SUV?
Kerle: Wir rechnen mit mehr als 3000 Exemplaren.
Und wie sieht die Planung für den größeren CX-7 aus?
Kerle: Ich bedaure sehr, dass seine Produktion soeben eingestellt worden ist. Zwar wird er für andere Märkte, asiatische und amerikanische, weiter produziert, in Österreich bieten wir ihn nur noch bis zum nächsten Frühjahr an. Persönlich finde ich es schade, aber der CX-7 ist offenbar zu nah am CX-5.
Ihre Konkurrenten starten zunehmend mit noch kleineren SUV; Beobachter spekulieren daher mit einem Modell unterhalb des CX-5. Kommt es als CX-3?
Kerle: Sagen wir so: Es gibt Überlegungen, unterhalb des CX-5 aktiv zu werden.
Wann ist mit dem CX-3 zu rechnen?
Kerle: Sicher ist nur, dass Ende nächsten Jahres der Nachfolger des Mazda3 auf den Markt kommen wird – auch er erhält die neuen Skyactiv-Technologien des CX-5 und des Mazda6. Das sind Leichtbaumaterialien, besonders sparsame Motoren und neue Getriebe. Ein Jahr später rechne ich mit dem Kleinwagen Mazda2.
Was passiert mit dem Mazda5?
Kerle: Es wird auf jeden Fall einen Familienvan geben, wobei noch nicht klar ist, wie groß er sein wird.
Gemeinsam mit Fiat arbeitet Mazda an einer Sportwagenplattform, um unter anderem den Nachfolger des Roadsters MX-5 herzustellen. Ist 2015 realistisch?
Kerle: Damit rechne ich.
Vor einiger Zeit haben Mazda und Toyota eine Kooperation bei Hybridfahrzeugen verlautbart, seither ist es aber ruhig geworden. Ist das Vorhaben eingeschlafen?
Kerle: Nein, aber die Skyactiv-Technik hatte Vorrang – auch im Hinblick auf ein Elektroauto. Es ist nämlich keine Kunst, in ein Auto einen zusätzlichen Elektromotor einzubauen. Vielmehr erscheint es mir sinnvoll, zuerst sparsame Verbrennungsmotoren zu konstruieren, wie wir es mit den Skyactiv-Aggregaten gerade vorführen, und sie dann um Hybridkomponenten zu erweitern, um zusätzliche Verbrauchsvorteile zu erzielen.
Welche Ziele hat Mazda Austria für heuer?
Kerle: Der Lieferrückstand beim CX-5 hat uns im bisherigen Jahresverlauf einen kleinen Rückgang beschert, aber wir gehen davon aus, dass wir heuer das angestrebte Ziel von 9300 verkauften Neufahrzeugen erreichen werden. Und im nächsten Jahr wollen wir natürlich zulegen.
Braucht es auch eine Zulage bei Tirols Händlern?
Kerle: Es gibt in Tirol nach wie vor die eine oder andere Lücke, im Bezirk Schwaz sind wir nicht vertreten. Wir suchen also weiter nach Partnern.
Das Gespräch führte Markus Höscheler