Leute

ÖAMTC warnt vor „Phänomen Schaulust“ nach Unfällen

Neugierige stören die Rettungskräfte und „verkennen ihre eigene Gefahrensituation“, so der ÖAMTC in einer Aussendung.

Wien - Schaulust nach Unfällen ist leider kein seltenes Phänomen, heißt es in einer aktuellen Aussendung des ÖAMTC vom Dienstag. Neugierige würden stehen bleiben, um das Geschehen zu beobachten, anstatt helfend einzugreifen. Staus auf der freien Gegenspur und Behinderungen im Nachfolgeverkehr als Folge sind dabei noch das kleinere Übel. „Schaulustige verkennen auch ihre eigene Gefahrensituation“, erläuterte ÖAMTC-Verkehrspsychologin Marion Seidenberger im Gespräch mit der APA. So muss sich das Rettungspersonal dann zusätzlich um die Sicherheit dieser Personen kümmern, damit diese weder den Rettungseinsatz noch sich selbst gefährden.

Wenn Schaulustige die Zufahrt zum Unfallort blockieren, nehmen sie Einsatzhelfern nicht nur den nötigen Platz zum Agieren. Zudem könne der Stresspegel der Rettungskräfte erhöht werden, wenn sie unter Beobachtung stehen. Seidenberger wies auch darauf hin, dass einige Verkehrsteilnehmer „Fotos schießen und Kurzvideos drehen“ anstatt zu helfen. Besonders dann, wenn sie Zeugen eines besonders spektakulären Unfalls werden. „Die Distanz durch die Kamera rückt den Beobachter auch aus der Verantwortung“, lautet eine mögliche Erklärung für dieses Verhalten. Die Sensationsgier stünde dann über der Wahrung der Privatsphäre der Unfallbeteiligten.

Nur wenige der Beobachter eilen zur Hilfe, wobei junge Leute eher bereit seien zu helfen, heißt es. „Vermutlich weil Führerschein- und Erste Hilfe-Ausbildung noch nicht so lange zurückliegen“, so die ÖAMTC-Expertin. Eine Erhebung des Autofahrerclubs aus dem Vorjahr zum Thema „Zivilcourage“ zeigt, dass nur 15 Prozent aller Fahrzeuglenker bei einem Unfall stehen bleiben und helfen.

Eine Erleichterung für die Einsatzkräfte kann die Berichterstattung im Radio sein: „Durch allzu detaillierte Beschreibungen des Unfallhergangs wird die Sensationslust eher noch geschürt. Im schlimmsten Fall werden so Folgeunfälle provoziert, weil Autofahrer Ausschau nach der Unfallstelle halten“, warnte Seidenberger abschließend. (APA)