Egger holt 100 Millionen, Ärger übers Land und ÖBB
Der Tiroler Holzwerkstoff-Hersteller Egger durchbricht heuer die 2-Milliarden-Umsatzmarke. Im Wachstumsvisier steht Osteuropa.
Von Alois Vahrner
St. Johann i. T., Wien –Das 1961 von Fritz Egger mit dem ersten Spanplattenwerk in St. Johann gegründete Unternehmen (gehört heute seinen beiden Söhnen Michael und Fritz Egger) zählt heute zu den großen europäischen Holzverarbeitern. Jetzt holt sich Egger mit einer Unternehmensanleihe erneut Geld vom Kapitalmarkt. Die Emission mit geplantem 4,5 %-Kupon hat laut Thomas Leissing von der Gruppenleitung ein Volumen von 100 Mio. Euro, das auf bis zu 175 Mio. Euro aufgestockt werden kann, und eine Laufzeit von sieben Jahren.
Der endgültige Zinssatz, der Kurs und das Volumen werden erst unmittelbar vor Zeichnungsfrist (24. bis 28.September) festgelegt. Manager der Transaktion sind die Bawag P.S.K. sowie die UniCredit Bank Austria. Durch die Stückelung von 500 Euro will Egger mit Blick auf die derzeit äußerst mageren Sparbuchzinsen auch möglichst viele kleine Privatanleger ansprechen. Seit 2005 hatte Egger bei drei Anleihen-Emissionen bereits insgesamt 385 Mio. Euro geholt, um den rasanten Wachstumskurs in ganz Europa mitzufinanzieren.
Die Egger-Gruppe hat derzeit bereits 17 Werke in Europa: drei in Österreich (mit St. Johann und Wörgl davon zwei in Tirol), sechs in Deutschland, je zwei in Großbritannien und Frankreich, je eines in Rumänien und der Türkei und seit der Übernahme einer Firma in Gagarin zwei in Russland. Produziert werden etwa Werkstoffe für die Möbelindustrie, OSB-Platten oder Laminat-Böden.
Der Umsatz stieg im abgelaufenen Geschäftsjahr 2011/12 (per Ende April) um 11 % auf 1,96 Mrd. Euro, der Nettogewinn lag bei 49 Mio. Euro. Auch heuer gewinne Egger Marktanteile dazu, zwei große Mitbewerber hätten Probleme, sagt Leissing. Die 2-Milliarden-Marke werde man jedenfalls durchstoßen, vor allem dank Deutschland und Zuwächsen im Osten (allein etwa 200 Mio. Euro Umsatz in Russland). In Italien oder Spanien merke man hingegen die Krise auch bei Möbeln. Egger-Produkte würden von unzähligen Möbelherstellern von EWE bis zum „Billy“-Regal von Ikea verwendet.
Egger hat insgesamt über 7000 Mitarbeiter und im Vorjahr mit 406 Mio. Euro so viel investiert wie noch nie. Hier werde man jetzt etwas durchschnaufen und heuer „nur“ gut 100 Mio. Euro investieren, sagt Leissing. Auf dem Wachstumsradar bleiben aber Zukäufe oder auch neue Werke im Osten, etwa in Russland oder auch auf dem „weißen Fleck“ Polen.
Massiv verärgert ist man bei Egger über die von den ÖBB und vom Land verursachten Kostensteigerungen im Verkehr. Die Rail Cargo Austria habe das Schienenangebot ausgedünnt und die Preise um 30 % erhöht. So sei man gezwungen, Tausende Lkw-Fahrten zusätzlich durchzuführen. Leissing kritisiert auch die weitere Verteuerung der Unterinntalmaut auf der „jetzt schon teuersten Autobahn Europas“. So schädige das Land den Standort Tirol.