„E10 ist nur eine Strategie unter vielen“
Umweltminister Nikolaus Berlakovich erklärt im TT-Gespräch, was er nach dem E10-Aus tun will – und warum er nicht zurücktritt.
Die jüngsten Studien kommen alle zu einem Schluss: Biosprit trägt nicht positiv zur CO2-Reduktion bei. Warum halten sie daran fest, dass E10 eine brauchbare Klimaschutzmaßnahme ist?
Nikolaus Berlakovich: Sowohl die EU als auch die Vereinten Nationen sind sich einig, dass Biotreibstoffe an sich zum Klimaschutz beitragen. Jetzt werden die Treibstoffe allerdings neu bewertet, da nicht alle gleich produziert werden. Ich halte nichts davon, Biotreibstoff aus dem Urwald zu uns zu bringen – die Möglichkeiten im eigenen Land sollten wir aber nutzen.
Die EU prüft derzeit die Biotreibstoffe und will den Anteil an Agrosprit künftig auf 5 Prozent beschränken. Glauben sie immer noch, dass E10 kommt?
Berlakovich: Ich erwarte mir jetzt in erster Linie eine seriöse Debatte, welcher Biosprit wirklich ökologisch ist. Den Anteil an Biosprit in Österreich zu senken, steht definitiv nicht auf der Tagesordnung. Die EU präsentiert im Oktober einen neuen Gesetzesvorschlag, ein Jahr später wird eine Entscheidung feststehen.
Von allen Seiten werden jetzt Alternativen zur CO2-Reduktion gefordert. Welche Strategie ist Ihrer Meinung nach sinnvoll?
Berlakovich: Jede Maßnahme, die Öl reduziert, ist sinnvoll. Im Verkehrs-, Wirtschafts- und Lebensministerium haben wir dazu Arbeitsgruppen eingerichtet, die eine gemeinsame Strategie zum Klimaschutz ausarbeiten. In den nächsten Monaten werden wir eine klare Entscheidung haben. Ich halte spritsparende Pkw für sinnvoll, Treibstoffe aus organischen Abfällen sind momentan noch zu teuer – dieser Sprit würde drei Euro kosten.
Glauben Sie, dass die E10-Debatte in Österreich der Rekorddürre in den USA zum Opfer gefallen ist?
Berlakovich: Die Missernten haben eine sachliche Diskussion verunmöglicht. Dabei hat das Thema Hunger mit Österreich nichts zu tun, wir haben keine schlechten Ernten. Die Gesetze zu E10 sind auf EU-Ebene verabschiedet worden und wir haben uns verpflichtet, sie durchzusetzen. Viele sagen jetzt: Hammer, E10 kommt nicht. Dabei geht es nicht um ein Verhindern, sondern um Ermöglichen.
Sie sind mit Ihren Plänen zur E10-Einführung gescheitert. Denken Sie an Rücktritt?
Berlakovich: Für einen Rücktritt sehe ich keinen Grund. E10 ist nur eine Maßnahme von vielen, die jetzt umgesetzt werden müssen. Es geht hier schließlich nicht um mich, sondern um den Klimaschutz.
Das Gespräch führte Christina Stieber