Piratin wehrt sich gegen illegalen Download ihres Buches
Sie findet geistiges Eigentum „ekelhaft“ und setzt sich für freien Datentausch ein. Doch mit ihrem Buch erfährt die Piratin Julia Schramm gerade am eigenen Leib, welche Folgen das haben kann.
Berlin – Piratenparteien setzen sich unter anderem dafür ein, den freien Datentausch im Netz auszubauen und das Urheberrecht so weit wie möglich einzuschränken. So auch Julia Schramm, seit dem Frühjahr Beisitzerin im deutschen Bundesvorstand der Piratenpartei. Die Idee des geistigen Eigentums hatte sie in einem Podcast sogar als „ekelhaft“ bezeichnet. Doch wenn es um ihr eigenes Werk geht, sieht Schramm die Sache offenbar nicht ganz so locker, wie Spiegel Online berichtet.
Am Montag kam ihr erstes Buch „Klick mich – Bekenntnisse einer Internet-Exhibitionistin“ auf den Markt. Mehr als 100.000 Euro Honorar soll die Piratin laut einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung dafür bekommen haben. Für das Buch, in dem die Autorin unter anderem gegen „Contentmafia“ und Kapitalismus wettert, verlangt der Münchner Albrecht Knaus Verlag der Verlagsgruppe Random House 16,99 Euro, für den Download des E-Books drei Euro weniger.
Gratis-Kopie im Netz aufgetaucht
Schon wenige Stunden nach der Veröffentlichung tauchte eine Kopie des Buches als kostenloser PDF-Download über den Datenspeicherdienst Dropbox im Netz auf. Der Link dazu wurde über soziale Netzwerke verbreitet – versehen mit einem zynischen Hinweis auf das Parteiprogramm der Piraten, wo es heißt: „Daher fordern wir, das nichtkommerzielle Kopieren, Zugänglichmachen, Speichern und Nutzen von Werken nicht nur zu legalisieren, sondern explizit zu fördern, um die allgemeine Verfügbarkeit von Information, Wissen und Kultur zu verbessern, denn dies stellt eine essentielle Grundvoraussetzung für die soziale, technische und wirtschaftliche Weiterentwicklung unserer Gesellschaft dar.“
Doch anstatt sich über die Verbreitung des Werkes im Netz zu freuen, machte Schramms Verlag das, was Verlage in so einer Situation üblicherweise tun: Er schaltete seine Rechtsabteilung ein. Bereits am späten Montagabend war die Datei nicht mehr abrufbar, wie SpOn berichtet. Stattdessen fand sich dort der Hinweis die Datei sei nach einer Aufforderung nach den Vorgaben des Digital Millennium Copyright Act im Auftrag der Random-House-Autorin Julia Schramm entfernt worden.
Schramm wehrt sich gegen Kritiker
Der illegale Download wurde also im Namen der Piratin entfernt. Für viele Kritiker ist das ein Widerspruch, ein Shitstorm (Empörungswelle im Internet, Anm.) gegen die Politikerin war die Folge. Überrascht haben Schramm die heftigen Reaktionen offenbar nicht. „Ich finde es sehr erwartbar und eigentlich traurig, was jetzt passiert. Das ist eine Provokation, es geht nur darum mich vorzuführen, jetzt krakeelt eben wieder der Mob“, sagte sie zu Süddeutsche.de.
Einen Wiederspruch könne sie nicht erkennen. Sie lehne ja nicht das Urheberrecht, „sondern den Begriff des Urheberrechts ab, weil er ein Kampfbegriff ist“, verteidigte sich die Piraten-Politikerin gegenüber der Süddeutschen. Vielmehr setze man so „ein Zeichen in der politischen Debatte“, weil die bisherige Abmahnpraxis, bei der der User rund 700 Euro zahlen müsse, nicht angewandt werde. Stattdessen würden man Verstöße gegen das Urheberrecht zunächst mit einer Verwarnung geahndet. (tt.com)