Ein seltenes Exemplar, das mit Österreich glücklich ist
Sepp Forcher schreibt über das Glück. Seine Notizen in Kurrentschrift sind druckreif. Im Interview erzählt er über seine Glücksmomente.
Sie haben Ihr Buch „Einfach glücklich“ präsentiert – Wie ist die Idee dazu entstanden?
Ich wollte zwar nie ein Buch schreiben. Doch dann ist der Brandstätter-Verlag an mich herangetreten. Ich habe den Verlegern auch erklärt, dass ich nur Sachen schreiben kann, die der Wahrheit entsprechen. Ich bin kein Romanschriftsteller, ich schreibe in kurzen, prägnanten Sätzen.
Wie glücklich waren Sie denn beim Schreiben?
Ich habe die Arbeit unterschätzt, dachte, dass ich in meinem Urlaub schrei-ben werde. Wie es halt so geht im Urlaub – ich habe keine Zeile verfasst. Ich brauche den Druck. Dann habe ich erst einmal ein Viertel des Buches geschrieben und an den Verlag geschickt.
Hätten die gemeckert, dann hätte ich aufgehört und es wäre zumindest nicht die ganze Arbeit für die Katz‘ gewesen. Nach 14 Tagen kam die Antwort, dass sie begeistert seien – dann habe ich weitergeschrieben. Glücklich war ich, als ich fertig war und den Abgabetermin einhalten konnte.
Wie schreiben Sie denn – mittels Laptop oder Schreibmaschine?
Hier, in diesem Büchlein sind meine Aufzeichnungen – handgeschrieben und in Kurrent. Sie sehen ja, da sind weder Korrekturen noch Fehler. Ich schreibe druckreif. Mein Sohn Karl überträgt dann das Geschriebene auf den Computer.
Wie gehen Sie denn mit den modernen Kommunikationsmitteln um?
Ich habe zwar ein Handy, werde aber nie eine SMS anschauen oder gar beantworten. Denn wie ich auch im Buch schreibe: Diese Wundergeräte machen den Benutzer süchtig, meine Sucht beschränkt sich nur auf Tiroler Knödel und ein paar Gläser guten Weines. Die elektronische Abhängigkeitsindustrie kann mir gestohlen bleiben, solange es ihr nicht gelingt, Tiroler Knödel mit Sauerkraut aus dem Bildschirm hervorzuzaubern.
Wie erklären Sie sich das Phänomen Forcher, Ihre Popularität und Ihre Beliebtheit?
Ich bin eines der seltenen Exemplare, die mit Österreich glücklich sind und das die Menschen spüren lassen.
Die Suderei begleitet uns sowieso – es beginnt schon bei den Nachrichten. Nach Problemen in Griechenland kommt die Hitze, dann die Hungersnot. Dabei geht alles von den Spekulanten der USA aus, sämtliche Entscheidungen fallen in der Wall Street.
Sie sind so bekannt, dass Sie auch jahrelang persifliert wurden. Wie gehen Sie mit dem „Sepp Schnorcher“ um?
Jüngere TV-Zuseher haben das auch so gesehen, dass ich eben so berühmt sein muss. Ältere waren entrüstet und haben oft zu mir gesagt, dass du dir das gefallen lässt. Ich selbst habe keine einzige Sendung gehört – wir hören ja nie Ö3. Und irgendwann war es vorbei. Ich hab dann zum Kratky gesagt, fein, dass ihr das gemacht habt – aber sind euch jetzt die Ideen ausgegangen? Das könnte mir nicht passieren. Denn ich habe nicht die ersten drei Sendungen im Kopf, sondern die ersten 300.
Es sind jetzt über 170 Folgen „Klingendes Österreich“ – wie viel Aufwand steckt denn hinter einer Sendung?
Rund 30 Tage dauert es, bis die Sendung im Kasten ist. Dabei ist das Moderieren der leichteste Teil. Zuerst prüfe ich meine Idee in der Theorie, recherchiere und fahre dann mit meiner Frau Helli die Stationen ab. Erst dann präsentiere ich dem Unternehmen und dem Regisseur meinen Einfall.
Sie schreiben über Glück und über Ihre Zeit in Armut – muss man arm sein, um glücklich zu sein? Und wie definieren Sie Glück?
Armut ist eine gute Voraussetzung, ja. Denn wenn man arm ist, kann man mit kleinen Dingen selig sein. Glück ist für mich die Summe kleiner, schöner Ereignisse – sie dürfen nie mit einem Vorsatz zum Glücklichsein verbunden werden.
Wie sehen denn Ihre größten Glücksmomente aus?
Wenn ich Zeit mit meinem elfjährigen Enkel Peter verbringen kann, sind das Glücksmomente. Weil er auch so interessiert an vielen Dingen ist. Es ist eine Freude mit ihm.
Mineralien suchen ist auch eine mit Glück verbundene Tätigkeit. Man darf nie mit dem Vorsatz starten, dass man was finden muss. Beim Schwammerlsuchen ist das schon anders, da erwarte ich mir etwas, ich kenne ja meine Platzerl. Wenn ich dann den ersten Pilz finde, rede ich mit ihm und sag‘ ihm, dass es mich freut, dass er so schön dasteht.
Und als die Helli vor drei Jahren einen Steinpilz mit 1,25 Kilo gefunden hat – komplett wurmfrei –, da hat sie vor lauter Glück geweint.
Die größten Glücksmomente stellen sich immer dann ein, wenn wir im Urlaub sind. Seit 40 Jahren fahren wir im Winter in die Einschicht, in eine Hütte in der Nähe von Davos. Die Hütte ist nur zu Fuß erreichbar. Im Gepäck ist auch eine Bose-Anlage. Wenn ich bei dieser Stille in der alten Zirbenstube sitze und klassische Musik höre, dann sind das wirklich große Augenblicke.
Haben Sie einen Lieblingskomponisten?
Anton Bruckner mag ich sehr gerne. Heuer ist aber Richard Wagner mein Favorit. Die Favoriten wechseln alljährlich.
Waren Sie heuer auch wieder bei den Salzburger Festspielen?
Ja, aber jetzt höre ich nur noch ein bis zwei Konzerte. Ich habe schon so vieles erlebt, habe meine Lieblingsoper, den Rosenkavalier, schon sechsmal gehört – mehr brauch‘ ich nicht. Wichtig sind mir immer die Mozartwochen und die Aufführungen der Bläserphilharmonie mit Hansjörg Angerer. Den Herrn Angerer schätze ich sehr – ebenso wie Gustav Kuhn. Bei den Erler Festspielen konnte ich heuer eine hinreißende Carmina Burana erleben. Ich versuche auch immer, vor dem großen Schlussapplaus aus dem Konzertsaal zu verschwinden, weil der Applaus die Bilder in meinem Kopf zerstört.
Wie sieht ein Tag nach Ihrem Geschmack aus?
Ich lese auch gerne – Weltliteratur und Krimis zur Entspannung. Mit den kleinen Reclam-Heftchen habe ich als junger Mensch angefangen, weil ich sie in meinen Zeiten als Träger gut mitnehmen konnte. Bei den Krimis mag ich Fred Vargas als Schriftsteller, Mankell hab‘ ich auch gelesen, aber bei den nordischen Autoren ist es immer so, dass in den entscheidenden Momenten der Akku beim Handy ausgeht oder sonst eine Panne eintritt. Das ist lästig.
Sie schreiben in Ihrem Buch auch, dass bei Ihrer ersten Übersiedlung Hab und Gut in einem Rucksack Platz hatte, bei der zweiten Übersiedlung waren es schon einige Kartons. Was wäre denn heute, wenn Sie übersiedeln müssten?
Ich nehme zwar nicht an, dass der Fall eintritt. Aber dafür habe ich Vorsorge getroffen. Hier in Salzburg wohnen wir ja zur Miete, in Werfenweng haben wir ein 500 Jahre altes Haus, an dem ich auch immer gebaut habe. Jetzt hab‘ ich einen Lagerraum mit ca. 30 m² geschaffen, in dem alle unsere Möbel aus Salzburg Platz haben. Denn wenn wir einmal die Kurve kratzen, wird ja mein Sohn Karl die alten Möbel aufbewahren wollen. Er hat ja auch die Sammelleidenschaft von mir. – Und selbst zu übersiedeln, wäre kein Problem, ich würde ohne jede Hektik ein paar Mal mit dem Anhänger fahren, das wär‘s.
Wie intensiv gehen Sie denn noch in die Berge und welchen Sport üben Sie noch aus?
Als erstes hab‘ ich mit dem Langlauf aufgehört, weil es meiner Stimme nicht gutgetan hat, dann hab‘ ich das Tourengehen eingestellt. Und weil die Helli Probleme mit dem Knie hat, hab‘ ich auch das Skifahren aufgehört. Wir haben ja immer alles gemeinsam gemacht. Wir gehen wandern.
Welche Zukunftspläne haben Sie denn noch?
Jetzt bin ich ehrgeizlos. Das Leben hat man in meinem Alter hinter sich. Und alles, was noch vor einem liegt, ist ein Geschenk des Himmels.
Übrigens bin ich über meinen Schatten gesprungen. Ich nehme ja keine Ehrungen an, lehne ebenfalls alle Titel ab, nur für die Friedensglocke von Telfs habe ich eine Ausnahme gemacht. Ich bin Botschafter der Friedensglocke, gemeinsam mit Brigitte Fassbaender und Julia Gschnitzer. Für dieses Amt wird nichts verlangt, ich bin nur mit dem Gedanken unterwegs: Wir haben Frieden, und das ist der größte Schatz. Daran sollte man manchmal denken.