Großer Schlag gegen Nova-Sünder - 50 Verdächtige bei Steuerrazzia
Auf der Jagd nach Steuersündern riegelte die Finanzpolizei am Dienstag Kufstein ab.
Von Thomas Hörmann
Kufstein
– „Grüß Gott, Finanzpolizei, NoVA-Kontrolle. Ihre Zulassung und den Führerschein bitte!“ Ein Satz, mit dem am Dienstagmorgen etwa 200 Autolenker in Kufstein begrüßt wurden. Allerdings nur Fahrer von Pkw mit ausländischen Kennzeichen – „wir sind auf Suche nach Steuersündern“, erklärt Jürgen Knapp, Koordinator der Finanzpolizei, den Grund für die Schwerpunktaktion.
35 Finanzpolizisten, vier Zöllner und sechs Beamte der „normalen“ Kufsteiner Polizei riegelten ab 6.30 Uhr die Festungsstadt systematisch ab. „Kaum ein Pkw kommt so unbemerkt an uns vorbei“, sagt Knapp.
Der Hintergrund für die Aktion: Zahlreiche Autolenker sind widerrechtlich mit ausländischen Kennzeichen in Tirol unterwegs. Teils aus Unwissenheit, vielfach aber auch aus Kalkül. Denn: Wer seinen Wagen beispielsweise in Deutschland anmeldet, zahlt keine Normverbrauchsabgabe (NoVA), deutlich weniger Kfz-Steuer, erspart sich die Zulassungsgebühr und die Typisierung.
Unterm Strich ist die Erhaltung eines Autos in Deutschland um etwa 25 Prozent kostengünstiger als in Österreich. Und: Je teurer bzw. leistungsstärker der Wagen, desto mehr rentiert sich‘s.
So hat ein Deutscher, der seinen Hauptwohnsitz nach Tirol verlegt, wenig Interesse, seinen Pkw – wie eigentlich vorgeschrieben – in Österreich anzumelden. Und auch Tiroler lassen sich mitunter Einiges einfallen, um in den Genuss der günstigeren deutschen Kfz-Steuer-Konditionen zu kommen. Etwa durch die Gründung von Scheinfirmen in Bayern, durch die Anmeldung falscher Wohnsitze etc. Es soll auch deutsche Unternehmen geben, die Tiroler Fahrzeuge als Firmenautos anmelden.
Entsprechend „ist für uns das Hauptkriterium, ob der Lenker seinen Wohnsitz bzw. den Arbeitsplatz im Inland hat“, sagt Knapp.
Mit Hilfe von Computern in den Dienstbussen konnten die Beamten noch während der Schwerpunktkontrolle die Daten der Autolenker überprüfen. „Wir haben Zugang zu allen relevanten Datenbanken“, so Knapp weiter.
Von den etwa 130 genauer kontrollierten Lenkern erhärteten sich bei etwa 50 die Verdachtsmomente. Weitere Ermittlungen sind im Gang.
Die Schwerpunktaktion in Kufstein war bereits die vierte seit Juni. Insgesamt haben die Beamten der Finanzpolizei allein in diesem Jahr in Tirol etwa 1100 Lenker überprüft und 600 NoVA-Steuersünder überführt. Mit teils bösen Folgen für die Betroffenen – „die Nachzahlungen sind meist vier-, manchmal sogar sechsstellig“, warnt Knapp. (tom)