Land genehmigt umstrittene Skigebietserschließung
Das Projekt Piz Val Gronda kann in abgespeckter Version gebaut werden. Bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz hat das Land die Entscheidung bekanntgegeben.
Innsbruck – Das Tauziehen um die Erschließung des Piz Val Gronda in Ischgl ist beendet. Das Land genehmigte am Mittwoch den Ausbau in abgespeckter Version. Das genehmigte Projekt müsse unter anderem mit zwei statt drei Seilbahnstützen auskommen Anstelle massiver Geländeveränderungen werde es nur punktuelle Entsteinungsmaßnahmen geben. Zudem seien ferngesteuerte Sprengmasten anstatt einer permanenten Lawinenverbauung und eine im Hinblick auf die einzigartige Naturlandschaft optimierte Pistentrasse vorgesehen.
Gleichzeitig wurde ein Erschließungsstopp für die nächsten 20 Jahre vereinbart, gab Umweltreferent Hannes Gschwentner bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz am Mittwoch bekannt. Gschwentner begründete die Entscheidung als eine für das Paznauntal. „Die behaupteten massiven Eingriffe bis hin zur völligen Vernichtung von Natur finden am Piz Val Gronda nicht statt.“
Seilbahnchef Hannes Parth zeigte sich nach „vielen Hoffnungen und Rückschlägen“ erleichtert über den positiven Bescheid: „Wir sind zuversichtlich, dass wir nächsten Sommer bauen können. Die Inbetriebnahme wäre dann übernächsten Winter.“
Die Grünen befürchten „unabsehbare Folgen für die Natur“
Die Grünen orteten einen „Zentralangriff auf Tirols Natur und Schönheit“. Das sei ein „Faustschlag ins Gesicht“, kritisierte die Grüne Landessprecherin Ingrid Felipe in einer Aussendung. Gschwentner vollziehe zum Abschied - ihm folgt im Oktober der bisherige Vorsitzende der Tiroler Naturfreunde, Thomas Pupp, als SP-Landesrat nach - einen „weiteren Kniefall vor dem zerstörerischen System Platter und dessen Strippenziehern in der Seilbahnlobby“, so Felipe: „Mit dem Piz Val Gronda wird einer der hochwertigsten Naturgebiete in unserem Land zum Ausverkauf freigegeben“. Die Grünen befürchteten „unabsehbare Folgen für die Natur“ und einen „langfristigen Dominoeffekt“.
Bodenseer: Sieg der Vernunft
Wirtschaftsbundobmann Jürgen Bodenseer kritisiert die negativen Reaktionen auf die Entscheidung seitens der Umweltschutzorganisationen scharf: „Wir können nicht über das ganze Land eine Glaskuppel stürzen“ Der Tourismus sei eine tragende Säule der Tiroler Wirtschaft. Es brauche eine kontinuierliche Weiterentwicklung, um im Wettbewerb der Destinationen auch in Zukunft für die Gäste attraktiv zu bleiben. Er bezeichnete die Genehmigung als Sieg der Vernunft. Die jetzige Variante sei ein für den Tourismus und den Umweltschutz gleichermaßen tragbarer Kompromiss.
Hauser: Froh, dass Kasperltheater zu Ende gegangen ist
FPÖ-Landesparteiobmann Gerald Hauser zeigte sich froh, dass das „Kasperltheater der Behörden auf Kosten der Region nach 20 Jahren endlich zu Ende gegangen ist und dass das Projekt nicht am Widerstand der Landesbürokratie gescheitert ist.“
Liste Fritz wittert politischen Deal
Die Liste Fritz wittert einen politischen Deal „politischen Deal“ zwischen dem scheidenden LHStv. Hannes Gschwentner (S) und Landeshauptmann Günther Platter (V). Gschwentner habe die Entscheidung wenige Tage vor seinem Abschied verkündet, kritisierte Liste Fritz-Obmann, LAbg. Fritz Dinkhauser in einer Aussendung. Politisch scheine das Gschwentners „Abschiedsgeschenk an Platters schwarze Reichshälfte“ zu sein und gleichzeitig seine „Eintrittskarte“ als neuer Direktor der gemeinnützigen Wohnbaugesellschaft „Neue Heimat“. Diese befinde sich nämlich zur Hälfte im Eigentum des Landes und der Stadt Innsbruck. „Die ÖVP macht dort die Direktoren“, meinte Dinkhauser.
28 Jahre langes Tauziehen
Die Diskussion um die Erschließung des Piz Val Gronda erfreut sich bereits einer längeren Vorgeschichte. Seit 28 Jahren will die Ischgler Silvretta Seilbahn AG einen Lift auf den schweizerisch-österreichischen Grenzberg bauen. Bisher hatte das Vorhaben aber in allen Anläufen schlechte Karten.
Ein wesentlicher Versagungsgrund bisher – nämlich die Gefährdung zweier vom Aussterben bedrohter Pflanzenarten – fiel durch die neue Trassenführung weg. Möglich gemacht hat dies, dass künftig nur mehr ein temporärer Lawinenschutz vorgeschrieben ist.
Unabhängig davon gab es zuletzt erneut heftige Kritik von Umweltschutzorganisationen. Der Landesumweltanwalt gab dazu vor einigen Tagen eine negative Stellungnahme ab. Nach seiner Einschätzung werde in geschütztes Gebiet eingegriffen und wären geschützte Vogelarten betroffen. (pn, tt.com, APA)