Beim Kirchtag lebt altes Tirol auf
Der Kirchtag im Museum Tiroler Bauernhöfe in Kramsach ist mehr als ein Fest der Traditionen: 500 Mitwirkende tragen ehrenamtlich zur Erhaltung der historischen Bauwerke bei.
Von Gabriele Grießenböck
Kramsach – Am letzten Sonntag im September wird das Freilichtmuseum wieder zur charmanten Kulisse für den traditionsreichen Kirchtag. Als dieser 1977 zum ersten Mal gefeiert wurde, brutzelten wie heute die Krapfen in den Eisenpfannen der alten Höfe, die Musik spielte und zahlreiche Handwerker ließen die alten Traditionen aufleben.
Bis heute, 36 Jahre später, hat sich daran kaum etwas geändert. „Und das ist auch gut so“, sagt Thomas Bertagnolli, der wissenschaftliche Leiter des Museums Tiroler Bauernhöfe. Auch wenn das Fest mittlerweile mehrere tausend Besucher anzieht und die Gäste internationaler geworden sind, so ist das Fest alles andere als eine Massenveranstaltung.
Altes Handwerk, wie das Messerschleifen oder Federkielsticken, wird von meist urigen Persönlichkeiten vorgeführt. Musikgruppen aus der Umgebung spielen auf und in den historischen Höfen bereiten die Bäuerinnen regionale Schmankerln zu. Nach dem Motto Klasse statt Masse legt die Museumsführung Wert auf Authentizität. Denn die Veranstaltung diene in erster Linie dem Erhalt der alten Bauwerke.
„Die Traditionsverbände und Ortsbäuerinnen tragen dazu bei, ihren Hof für die Nachwelt zu erhalten, indem sie den Reingewinn dem Museumsverein spenden“, sagt Bertagnolli. Über 500 Mitwirkende – vom Museumspersonal bis hin zu den Bäuerinnen, Musikern und Handwerkern – arbeiten an diesem Tag ehrenamtlich im Museum. Laut Bertagnolli sei dies ein wichtiger Beitrag zum Erhalt der Bauernhöfe. Sogar aus den weiter entfernten Talschaften wie dem Wipptal, Ötztal und Pitztal kommen Bäuerinnen zum Kirchtag, um ihre regionaltypische Kost frisch in den Küchen der jeweiligen Höfe zuzubereiten. Auch sie stellen ihre Arbeit in den Dienst der Sache. Und dass Kultur auch durch den Magen geht, zeigen die Zahlen: 4000 Zillertaler Krapfen, 1500 Kiachel und 1200 Valser Kirchtagskrapfen bereiten die Ortsbäuerinnen in den engen Küchen der Höfe her. Zum bunten Treiben gesellen sich auch etliche Trachtengruppen, wie die Wildschönauer Sturmlöda und die Kramsacher Kasettl-Frauen mit ihrer schwarzen Tracht samt Stockhüten.
Am Sonntag, den 30. September, beginnt der Kirchtag um 9.30 Uhr mit dem Einmarsch der Musikkapellen, Schützen und Ehrengäste. Nach der traditionellen Kirchtagsmesse auf freiem Feld wird das Fest mit den Angather Alphornbläsern feierlich eröffnet. Es ist eine Zeitreise zu den Ursprüngen der Tiroler Kultur, die an diesem Tag anschaulich gefeiert wird.