Harte Strafen erwartet: Finale im Kärntner Birnbacher-Prozess
Das Strafverfahren um ein Sechs-Millionen-Euro-Honorar im Zuge des Hypo-Verkaufs hat eher schleppend begonnen, nach den Geständnissen von Birnbacher überschlugen sich dann die Ereignisse. Am Freitag werden die Urteile erwartet.
Klagenfurt - Nach mehr als einem Monat Pause geht der Untreue-Prozess gegen Ex-ÖVP-Chef Josef Martinz, den Steuerberater Dietrich Birnbacher und die Vorstände der Kärntner Landesholding (KLH), Hans-Jörg Megymorez und Gert Xander, am Donnerstag und Freitag am Klagenfurter Landesgericht in die letzte Runde.
Vorbehaltlich möglicher Anträge der Verteidigung, die das Gericht berücksichtigen müsste, sollen am Freitag die Urteile gesprochen werden. Am Donnerstag finden die voraussichtlich letzten Zeugeneinvernahmen statt. Wie viele Folgeprozesse die Causa nach sich ziehen wird, ist derzeit offen. Bei Schuldsprüchen werden die Verteidiger berufen, bei - eher unwahrscheinlichen - Freisprüchen wohl der Ankläger. Zehn Verhandlungstage hat es bisher gegeben, bis auf Birnbacher haben die Angeklagten bisher stets ihre Unschuld beteuert.
Millionen-Honorar
Birnbacher hatte für die „Begleitung“ des Verkaufs der Landesanteile der Kärntner Hypo Alpe-Adria-Bank an die Bayerische Landesbank ein Honorar von zwölf Millionen Euro zugesichert bekommen. Da sich kein Gutachter fand, der diese Summe für gerechtfertigt erklärte, wurde das Honorar schließlich halbiert. Birnbacher kassierte, während des Prozesses gestand er dann am 25. Juli, dass geplant gewesen sei, das Geld zwischen ihm, dem BZÖ und der ÖVP zu dritteln. Daraufhin gab Martinz zu, dass er und Haider nach der Abwicklung des Hypo-Verkaufes die Idee entwickelt hätten, dass etwas an die Parteien gehen solle.
„Eine Million wird wohl drinnen sein für die Partei“, habe Haider laut Aussage Birnbachers nach der Reduzierung des Honorars auf sechs Millionen gesagt.
Kein „richtiges“ Martinz-Geständnis
Das sogenannte Geständnis von Martinz war genaugenommen aber gar keines - jedenfalls nicht in Bezug auf die Anklage. Denn er blieb bisher dabei, dass das Sechs-Millionen-Euro-Honorar für Birnbacher in der vollen Höhe angemessen gewesen sei. Dass der vom Gericht bestellte Gutachter ganz anderer Meinung ist und den Wert der Arbeit Birnbachers mit maximal 300.000 Euro taxiert hat, ficht ihn nicht an.
Martinz, der mit dieser Causa die Kärntner ÖVP an den Rand des Abgrunds gebracht hat, und sein Verteidiger Alexander Todor-Kostic hoffen offenbar darauf, dass das Zugeben der Annahme von 65.000 Euro als Parteispende ihm lediglich Ärger mit der Steuer einbringt und er vom Untreue-Vorwurf freigesprochen wird. Auch die Anwälte von Megymorez und Xander bleiben dabei, dass das Honorar „in Ordnung“ gewesen sei.
Ob sich an dieser Strategie etwas geändert hat, wird man am Donnerstag sehen. Es ist damit zu rechnen, dass Richter Manfred Herrnhofer die Angeklagten noch einmal befragen wird. Dass es noch einmal eine große Überraschung wie bei den Geständnissen des Steuerberaters geben wird, ist dabei aber eher nicht zu erwarten. Als Zeugen sollen der Leiter der Finanzabteilung des Landes Kärnten, Horst Felsner, der Anwalt Michael Sommer, der Gutachter Christian Nowotny und Birnbachers Sohn Georg aussagen.
„Schandgeld“-Sparbuch
Der Richter hat zudem von Birnbacher eine genaue Aufstellung über die konkrete Verwendung der sechs Millionen Euro, die er als Honorar von der KLH ausbezahlt bekommen hat, gefordert. Von dem Geld ist laut Birnbacher noch eine knappe Million übrig, die von der Staatsanwaltschaft sichergestellt wurde. Birnbacher stellte das Geld der Landesholding als Wiedergutmachung zur Verfügung.
Ähnliches hat ja auch Martinz versucht, der zur allgemeinen Überraschung dem Richter am 6. August ein Sparbuch mit 65.000 Euro überreichte. Er wolle das „Schandgeld“ zurückzahlen, erklärte er. Das Geld der Landesholding zur Wiedergutmachung zu überlassen, lehnte Martinz allerdings ab, worauf ihm der Richter das Sparbuch - übrigens eines der Hypo Alpe Adria Bank - wieder zurückgab.
Scheuch und Dobernig schwer belastet
Birnbacher hat in seiner Aussage auch den inzwischen ebenfalls zurückgetretenen Ex-FPK-Chef Uwe Scheuch und dessen Parteifreund Landesrat Harald Dobernig schwer belastet. Die beiden hätten von ihm eine halbe Million Euro gefordert, erklärte er. Dobernig bestritt diese Behauptung, Scheuch entschlug sich der Aussage.
Belastet wurde auch die Anwältin Astrid Wutte-Lang, die laut Birnbacher eine Rechnung stellte, deren Inhalt nicht der Wahrheit entsprochen habe. Wutte-Lang musste die Verteidigung von Martinz zurücklegen, auch sie entschlug sich der Aussage. Auch Ex-ÖVP-Landesrat Achill Rumpold und der Landtagsabgeordnete Stephan Tauschitz wurden belastet, und zwar von BZÖ-Abg. Stefan Petzner. Beide hätten, so Petzner, von dem Deal zwischen Birnbacher und Martinz gewusst, was sie bei ihren Zeugenaussagen bestritten.
Schuldsprüche erwartet
In welchen dieser Fälle es weitere Verfahren geben wird, ist derzeit unklar. Relativ klar scheint hingegen, dass es am Freitag wohl zu mehreren Schuldsprüchen kommen wird. Der Strafrahmen beträgt ein bis zehn Jahre Haft, bei der Schadenssumme dürfte es im Falle von Schuldsprüchen wohl unbedingte Strafen geben.
Bei Birnbacher ist es allerdings nicht auszuschließen, dass er sich mit seinen Geständnissen eine Gefängnisstrafe erspart hat.