Bühne

Ambraser „Haarmensch“ vor der Kamera

Sein Porträt löst auf Schloss Ambras heute noch Staunen aus, jetzt entsteht eine „Universum“-Doku über den Haarmenschen Petrus Gonsalvus.

Innsbruck –Er wurde als „Wilder“ genauso wie als „Wunder der Natur“ bestaunt, von Fürstenhof zu Fürstenhof gereicht und – auf Leinwand gebannt – schließlich auch zum fixen Inventar der Kunst- und Wunderkammer von Erzherzog Ferdinand II.: Auf Schloss Ambras ist eines der wenigen noch erhaltenen Porträts von Petrus Gonsalvus zu sehen, jenes 1556 auf Teneriffa geborenen „Affen-“ oder „Haarmenschen“, der durch eine seltene Erbkrankheit im 16. und 17. Jahrhundert zu einiger Berühmtheit gelangte. Gonsalvus war am ganzen Körper sowie auch im Gesicht mit dichtem Pelz behaart – heute weiß man, er litt an Hypertrichose, auch bekannt als Ambras-Syndrom. Als Kuriosum gelangte Gonsalvus bereits im Knabenalter an den Hof des französischen Königs Heinrich II. und wurde dort schließlich mit einer jungen Frau verheiratet, das Paar bekam Kinder, zwei davon ebenfalls behaart.

Auch von ihnen gibt es Porträts auf Schloss Ambras, wo vergangene Woche ein Filmteam die Fährte des „Haarmenschen“ aufgenommen hat. An zwei Drehtagen seien Aufnahmen in der Kunst- und Wunderkammer gemacht worden, aber auch Spielszenen entstanden, etwa von einem Gartenfest im Schlosspark, erzählt Margot Rauch, stellvertretende Direktorin der Ambraser Sammlungen.

Unter dem Titel „Gonsalvus – Die wahre Geschichte über die Schöne und das Biest“ entsteht nicht nur in Tirol, sondern auch in Niederösterreich, Italien, Los Angeles und New York eine „Universum“-Dokumentation über Petrus Gonsalvus, die laut ORF-Aussendung voraussichtlich im Winter 2012/2013 im Rahmen von „Universum History“ zu sehen sein wird.

Regie führt Julian Pölsler, zuletzt mit seiner Marlen-Haushofer-Verfilmung „Die Wand“ auch auf Festivals erfolgreich, die Oktober in den heimischen Kinos startet. „Der Stoff von ‚Die Schöne und das Biest‘ ist faszinierend, weil er zeigt, dass es ein Phänomen in unserem Leben gibt, das alle Gegensätze, alle Unmöglichkeiten möglich macht – und das ist die Liebe“, wird Pölsler in der Aussendung zitiert.

Der Regisseur habe bei der Recherche für die „Universum“-Dokumentation aber auch Menschen gefunden, die dieses äußerst seltene „Ambras-Syndrom“ geerbt haben, heißt es. „Weltweit sind heute nur zirka 50 Fälle bekannt: zum Beispiel der 35-jährige Mexikaner Larry Gomez, der jetzt in Los Angeles als Schauspieler lebt.“ (jel)