Klein, aber oho – mit Reduktion
Kleine Wohnungen oder solche mit kleinen Räumen erfordern eine Planung bis ins Detail, um wirklich jeden Quadratmeter ausnützen zu können. Großzügigkeit kann man sich in so einem Fall nicht leisten.
Von Ursula Philadelphy
Innsbruck –„Wohnen im Schloss“ – das bedeutet im Fall des Renaissanceschlosses Drosendorf eine Vierzimmerwohnung mit 200 m² und einem direkten Zugang zur Kapelle. Das lässt sich aber nicht als Üblichkeit bezeichnen.
Wer die Immobilienseiten, egal ob Print oder online, durchschmökert, findet nämlich das genaue Gegenteil von großzügigen 200 Quadratmetern als das Übliche vor. Da findet man etwa eine Vierzimmerwohnung mit 60 m² und wundert sich. Auch 75 m² sind nicht reif für vier Zimmer – so etwas läuft in Wien maximal unter Kabinett, aber nicht als Zimmer. Aber! Man kann unter gewissen Umständen in eine kleine Wohnung schon den Raumbedarf von vier Zimmern hineinbekommen. Es geht um die gewissen Umstände. Architekt Erich Strolz hat vor Jahren in einer Saggenvilla die enorme Raumhöhe ausgenützt, um Platz zu schaffen. Er hat mit einer erhöhten Küche und einem übergeordneten Arbeitsplatz zwei neue Teil-Raumebenen eingezogen. Das ist eine Variante. Die andere Möglichkeit besteht darin, bis ins letzte Detail die vorhandenen Quadratmeter zu planen und mit Einbaumöbeln der Platzverschwendung entgegenzutreten.
Für den Tiroler Architekten Horst Parson, der erst jüngst für sein Werk mit dem diesjährigen Tiroler Landespreis für Kunst geehrt wurde, ist das Thema zwar nicht omnipräsent, aber auch er hat bereits kleine Räume entwickelt und mit viel Know-how perfekt gestaltet. Ein kleiner Raum kann durchaus zumindest im Ansatz großzügig sein, wenn die Einrichtung eine klare Linie hat. „Kleinheit führt zu Beengtheit, weshalb man auch die Einrichtungen mitentwickeln muss, wie zum Beispiel bei Liegewägen oder Schiffen“, so Parson. „Die Beengtheit bleibt aber trotzdem bis zu einem gewissen Maß, auch wenn man mit der Einrichtung spielt, um auf den Zentimeter genau alles hinzubekommen.“ Legere Großzügigkeit und Weitläufigkeit wird kleinen Räumen immer verwehrt bleiben, ebenso wie ein variantenreiches Umstellen der Möbel oder Umarrangieren von Details. Aus diesem Grund ist es für Parson enorm wichtig, dass man ein Konzept für eine kleine Wohnung so neutral wie möglich gestaltet, um einer Veränderung eventuell doch Raum zu geben. Es bedarf einiger architektonischer Kunstgriffe, keine Frage. Die Erkenntnisse aus dem Schiffsbau sind durchaus auch für eine Wohnung zu verwenden. Reduktion und Geradlinigkeit heißen also die Stichworte. Auf einem Segelschiff ist wahnsinnig viel auf engstem Raum untergebracht und „wenn man eine Wohnung mit kleinen Räumen hat, muss man eben auch ganz genau planen“. Dabei geht es nicht nur darum, „wo der Schrank steht oder der Esstisch, sondern auch wohin zum Beispiel die Türen aufgehen“. Für Parson liegen die Schwierigkeiten im Detail, denn „in kleinen Räumen gibt es keinen Spielraum mehr für individuelle Änderungen“.
Genau diese Idee und dieses Konzept verfolgte auch der Designer Werner Aisslinger, Planer von Fincube. Die ursprüngliche Idee nannte sich Loftcube und war für den urbanen Raum gedacht. Es wurde quasi ein kleines Haus mit ganzheitlicher Lösung entwickelt. Auch hier ist die gesamte Einrichtung mitgeplant worden und besticht durch formale sowie materielle Reduktion. Mit Fincube hat sich das Konzept erweitert, der sparsame Raumbedarf blieb aber mit knapp 50 Quadratmetern gleich. Die Ausführung ist nun nachhaltig und das Architekturkonzept umweltverträglich.
Minimale Flächen können also durchaus ihre Qualitäten haben und alles beherbergen, was der Mensch so zum Leben braucht, man muss nur reduzieren und genau planen – und man sollte tunlichst im Alltagsleben nicht schlampig sein, denn sonst ist das Chaos vorprogrammiert.