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Schlaue Zähler sollen 50 Euro sparen

Heute wird eine weitere Regelung für die neuen Stromzähler Smart Meter beschlossen. E-Control: Zähler können bis zu 50 Euro pro Jahr sparen, neue Tarifmodelle kommen. AK: Konsumenten müssen die Kosten tragen, Einsparpotenzial gering.

Nizza, Innsbruck –Eine Waschmaschine, die man via Handy von überall einschalten kann – was klingt wie aus einem Science-Fiction-Roman, könnte aber in Österreich in nicht allzu ferner Zukunft Realität werden. Harald Proidl vom Energieregulator E-Control glaubt, dass sich die Vernetzung von Haushaltsgeräten in den nächsten fünf Jahren verstärken wird: „Sehr viele Branchen haben Interesse daran.“

Schon jetzt gibt es so genannte Smart Meter (intelligente Stromzähler) in Österreich, die beim Energiesparen helfen sollen. Das Einsparpotenzial beträgt momentan 30 bis 50 Euro pro Haushalt und Jahr – das sind bis zu 4 % der Stromkosten, sagte Proidl in Nizza. Bis zum Jahr 2019 soll laut der im April erlassenen Smart-Meter-Verordnung jedes Haus in Österreich mit den schlauen Zählern ausgestattet sein. Heute beschließt die E-Control gemäß europäischen Vorgaben die letzte Verordnung des Gesetzes.

Derzeit sind bereits 200.000 Smart Meter installiert, die meisten davon in Oberösterreich und Vorarlberg. In Tirol würden derzeit nur einzelne Testprojekte laufen, weiß Hartwig Röck, Leiter der wirtschaftspolitischen Abteilung der Arbeiterkammer Tirol.

Zusatzkosten sollen durch die Umstellung keine entstehen: Die Kosten würden durch das Messentgelt und die Netztarife gedeckt, sagte Proidl. Allerdings kostet der Zähler den Verbraucher einmal 40 Euro. Nach der Installation macht der Netzbetreiber dem Kunden auf einer Internetplattform seine individuellen Stromverbrauchsdaten zugänglich, zusätzlich erhält er Energiespartipps. Gleichzeitig ist der Stromlieferant dazu verpflichtet, den Verbraucher einmal pro Monat kostenlos per Mail oder Post über seinen Verbrauch und die Kosten zu informieren. Welche Daten in welcher Form von Betreiber und Lieferant genau übermittelt werden, beschließt die E-Control heute in der so genanten DAVID-VO-Regelung (Datenformat- und Verbrauchsinformationsdarstellungs-Verordnung).

Röck steht den Aussagen der E-Control skeptisch gegenüber: „Die Kosten für die Umstellung (sie betragen bis zu 1,1 Mrd. Euro, Anm.) werden zu den Netzgebühren dazugerechnet. Dadurch steigen die Gebühren, die der Kunde bezahlen muss.“ Auch das Einsparpotenzial schätzt Röck geringer ein als die E-Control. In der Umstellungsphase könne ein Haushalt zwar tatsächlich Geld sparen – wenn man sich an einen energieeffizienten Verbrauch einmal gewöhnt habe, seien aber in den Folgejahren keine weiteren Einsparungen zu erwarten, glaubt Röck.

Was den Datenschutz angeht, räumt die E-Control Bedenken aus: Ohne Zustimmung des Kunden dürften die Daten in Österreich nur in einem recht groben Intervall von 15 Minuten erhoben und nur einmal am Tag an den Betreiber übermittelt werden. Zudem werde immer nur ein Tagesverbrauchswert aufgezeichnet, der keinerlei Rückschlüsse auf das Verbrauchsverhalten zulasse. Auch Röck hält die Informationen nicht per se für kritisch – „über die Daten können aber Bewegungsprofile rekonstruiert werden,“ gibt der AK-Experte zu bedenken.

In Kürze könnten Stromkunden wohl mit neuen Tarifmodellen rechnen, die auf ihrem Verbrauch basieren, sagte Christian Leichtfried von IBM Österreich. Wie diese Tarife aussehen werden, ist laut ­Proidl noch nicht klar: „Es gibt noch kein Geschäftsmodell.“ Röck glaubt nicht, dass die Tarife für Kunden günstiger werden. „Es besteht eher die Gefahr, dass die Kosten dadurch nicht mehr vergleichbar sind.“ (cs, APA)