Apples neues iOS6-System lässt ältere Geräte auf der Strecke
Seit Mittwochabend steht Apples neues Betriebssystem zum Download bereit. iOS6 bietet viel Neues für die neuen und Solides für die alten Geräte.
Cupertino – Wenn morgen, Freitag die ersten iPhone 5 in den Läden landen, ist es schon da. Die Rede ist vom Betriebssystem iOS6, das den neuen Apfel-Smartphones erklärt, was sie können sollen. Und iOS6 kann so einiges. Nicht nur beim iPhone 5, wie der Hersteller betont. Denn iOS6 unterstützt auch ältere Modelle. Im Regen stehen gelassen werden „nur“ Besitzer von iPhones und iPads der ersten Generation. Alle anderen würden von iOS6 profitieren, heißt es.
Doch das stimmt nur bedingt: Zwar können alle anderen mobilen Apple-Geräte mit dem neuen Betriebssystem upgegradet werden, wirklich alle Features kommen aber nur bei den jüngsten Apfel-Kindern zum Einsatz.
iPhone 4 oder iPad2 müssen bereits auf einige Neuerungen verzichten, wie beispielsweise die Panorama-Funktion der Kamera. Die tollen neuen 3D-Funktionen der Apple-Maps zeigt das iPhone 4 ebenfalls nicht, sondern lediglich eine Kartenversion, die Bing von Microsoft oder die bisher verwendeten Google Maps mindestens erreichen – wenn nicht sogar, wie im Fall von Bing in Österreich, übertreffen. Und wer sich den Sprachassistenten Siri auf der zweiten Generation des iPads erwartet hat, wird von iOS6 ebenfalls enttäuscht.
Dennoch hat Apple laut Update-Meldung rund 200 neue Funktionen in iOS6 integriert. Viele davon dürften allerdings im Bereich von Sicherheits- oder Fehlerupdates zu finden sein, auf den Screens sind sie es jedenfalls nicht.
Die Highlights des neuen Systems
Aber wo liegen nun die Highlights des von Apple gepriesenen neuen Systems? Ein Feature, das vor allem den zentralen Bereich des Phones unterstützt, ist die neue „Nicht stören“-Funktion. Hier kann festgelegt werden, dass man beispielsweise von Mitternacht bis in der Früh nicht von Anrufen, SMS, E-Mails oder sonstigen Benachrichtigungen gestört wird.
Der Bildschirm bleibt dunkel, das iPhone stumm und der Anrufer wird auf die Mobilbox geleitet. Um für die Familie oder gute Freunde dennoch erreichbar zu sein, gibt es VIP-Kontakte, die durchgelassen werden. Bei Anrufen bietet iOS6 zudem bereits auf dem Sperrbildschirm die Möglichkeit, dem Anrufer mitzuteilen, dass man im Moment nicht sprechen kann und sich später meldet. Ein Tastendruck genügt und der Anrufer wird per vorgefertigter SMS informiert.
Beeindruckende 3D-Ansichten
Eine der wirklich großen Neuerungen bei iOS6 sind die schon angekündigten Kartenanwendungen: Apple hat hier, wie berichtet, Google Maps rausgeworfen und setzt nun auf eigene Nokia-basierende Daten. Die neuen 3D-Ansichten sind, wenn auch bisher nur für wenige Städte vorhanden, beeindruckend. Auch ein Navigationssystem basierend auf TomTom ist direkt in die Map-App integriert.
Jene Geräte, die bereits bei der Vorgängerversion von iOS6 Siri unterstützt werden, bieten künftig noch mehr Anwendungen beim Sprachassistenten. Allerdings kämpft hier Apple mit der Android-Konkurrenz, die die Sprachunterstützung bereits mindestens so gut drauf hat, wenn nicht sogar besser.
Viel Neues liegt im Detail
Ein neues Kleid hat auch der App-Store bekommen. Bei Updates und Downloads wurde hier vor allem die Usability verbessert. Beispielsweise bleibt der Anwender im App-Store, wenn ein neuer Download gestartet wird und kann hier weitersuchen.
Völlig neu ist in iOS6 „Passbook“: Hier bietet Apple eine zentrale Verwaltungsstelle für Bordkarten (derzeit von Lufthansa unterstützt), Eintrittskarten und sonstige Gutscheine, die allerdings noch von wenigen Unternehmen bereitgestellt werden. Viele andere Neuerungen liegen im Detail, sind aber durchaus gelungen umgesetzt.
Zusammengefasst ist iOS6 wohl ein solides Update, dem vor allem auf älteren Apple-Geräten ein wenig der Wow-Effekt fehlt. Ähnlich, wie es Kritiker auch beim iPhone5 selbst sehen. Nur, wer die jeweils jüngste Geräte-Generation nützt, kann wirklich alle Features voll ausschöpfen. Ein Update lohnt sich aber allemal und funktioniert, wie bereits bei der Vorgänger-Version, tadellos und kabellos. (upf, tt.com)