Braunau

Gedenkstätte oder Wohnungen? Diskussion um Hitler-Geburtshaus

Das zweistöckige Gebäude steht seit mehr als einem Jahr leer. Der Bürgermeister von Braunau sorgt mit seiner Aussage, dort lieber Wohnungen als eine Gedenkstätte einrichten zu wollen, für Aufregung.

Linz – Um das Hitler-Geburtshaus in Braunau in Oberösterreich ist neuerlich eine Diskussion entbrannt. Während Bürgermeister Hannes Waidbacher (ÖVP) einer Wohnnutzung des Gebäudes offenbar den Vorzug gegenüber einer Gedenkstätte geben will, plädierte die Grüne Landtagsabgeordnete Maria Buchmayr am Donnerstag für ein „Haus der Verantwortung“ und dafür, dass der Bund die Immobilie kauft.

Die Diskussion um die Nutzung des Hauses, in dem Adolf Hitler seine ersten Lebensjahre verbracht hat, köchelt seit Jahren dahin. Das Gebäude ist im Privatbesitz einer Pensionistin, die sich zu dem Thema aber bedeckt hält. Hauptmieter ist das Innenministerium. Seit vor rund einem Jahr eine Behindertenwerkstatt ausgezogen ist, steht der denkmalgeschützte Bau leer. Verhandlungen laufen.

„Wir sind ohnehin stigmatisiert“

Waidbachers Amtsvorgänger Gerhard Skiba (SPÖ) hatte Pläne für ein „Haus des Friedens“, das für soziale Projekte und Ausstellungen zur Verfügung steht, vorgeschlagen. Sein Nachfolger ist zwar „offen für viele Ideen“, favorisiert nun aber offenbar eine Wohnnutzung in dem Haus. „Gedenkstätten gibt es bereits genug in der Umgebung“, äußerte er sich gegenüber dem Kurier. Im Standard (Donnerstagausgaben) wird er zitiert: „Wir sind ohnehin stigmatisiert. Hitler hat die ersten drei Jahre seines Lebens bei uns in der Stadt verbracht. Und es war sicher nicht die prägendste Phase seines Lebens. Wir sind daher als Stadt Braunau nicht bereit, die Verantwortung dafür zu übernehmen, dass der Zweite Weltkrieg ausgebrochen ist.“

„Braunau hat natürlich nicht die Verantwortung für den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs und all die NS-Gräuel. Aber es hat die Verantwortung als Geburtsstadt Hitlers würdevoll mit diesem schweren Erbe umzugehen“, reagierte Buchmayr auf die Äußerungen des Ortschefs. Sie unterstützt das Konzept des Historikers und wissenschaftlichen Leiters der Braunauer Zeitgeschichtetage, Andreas Maislinger. Er hatte bereits im Jahr 2000 Pläne für ein „Haus der Verantwortung“ vorgelegt, sich damit aber nicht durchgesetzt.

Buchmayr appellierte an den Bund, das Haus zu kaufen. Zudem forderte sie den Bürgermeister auf, das Projekt „Haus der Verantwortung“ umzusetzen und das Land Oberösterreich, dieses Vorhaben zu unterstützen. (APA)