Spekulationen über massiven Stellenabbau bei Deutscher Bank
Nicht nur bei der österreichischen Volksbanken AG (ÖVAG) wird massiv Personal abgebaut, auch in Deutschland schaut es nicht gut aus.
Nach Informationen der „Süddeutschen Zeitung“ (Freitag) könnte das milliardenschwere Sparprogramm der Deutschen Bank in Deutschland langfristig tausende Arbeitsplätze kosten. Bisher hatte die Bank wegen der weltweiten Krise der Branche vor allem Einschnitte im Ausland angekündigt. Das Institut hält sich mit konkreten Angaben zu ihren Plänen bisher bedeckt. Arbeitnehmervertreter stellen sich dennoch bereits auf Einschnitte ein, wie der Konzernbetriebsratschef Alfred Herling der Nachrichtenagentur dpa sagte. Wo beim Personal noch gespart werden soll, ist bisher offen.
Ein Konzernsprecher wies den Eindruck zurück, dass allein 4.000 bis 6.000 Stellen durch die Zusammenlegung der IT-Systeme im Bereich der nachgelagerten Dienstleistungen wie bei der Abwicklung von Bankgeschäften wegfallen könnten. Diese „Spekulation“ sei falsch, die Zahl aus der Luft gegriffen. Er bestätigte aber, dass der Konzern die nachgelagerten Dienstleistungen der Marken Postbank, Norisbank und Deutsche Bank in einer neuen Einheit bündeln wolle. „Ein Personalabbau über das hinaus, was mit Arbeitnehmervertretern bereits vereinbart wurde, ist derzeit nicht geplant“, erklärte der Sprecher.
Allein durch die Integration der Postbank will die Deutsche Bank langfristig 770 Mio. Euro an Kosten sparen. Die Zeitung nannte die Zahl von 543 Stellen, die im ersten Schritt wegfallen sollen, 20 Prozent davon in Frankfurt, 80 Prozent in der Postbank-Zentrale in Bonn. Nach Darstellung der Deutschen Bank ist das nichts Neues - auch wenn sich das Unternehmen zur konkreten Zahl nicht äußern will.
Personalabbau angedeutet
Im Zuge der Integration der Postbank spreche die Deutsche Bank seit eineinhalb Jahren mit den Arbeitnehmervertretern über die Personalentwicklung in den kommenden Jahren, sagte der Sprecher. Es seien bereits „eine Reihe“ von Teilinteressenausgleichen abgeschlossen worden. „Insofern gibt es in diesem Bereich keine materiell neue Situation.“ Bis 2014 sind zudem laut einem im vergangenen Jahr vereinbarten Rahmensozialplan betriebsbedingte Kündigungen bei der Postbank ausgeschlossen.
Die beiden Vorstandschefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen hatten in der vergangenen Woche angekündigt, die jährlichen Kosten im Konzern bis 2015 um 4,5 Mrd. Euro drücken zu wollen. Vor allem bei den Sachkosten wollen sie nach eigenen Angaben ansetzen und teure Doppelstrukturen abbauen. Aber auch einen Personalabbau deuteten sie an. Es werde nicht ohne Schmerzen gehen, sagte Fitschen. Zunächst müssten aber verlässliche Zahlen der einzelnen Geschäftsbereiche vorliegen, danach solle mit den Arbeitnehmervertretern diskutiert werden.
„Bei den Summen geht es nicht ohne Stellenabbau“, sagte Betriebsratschef Herling, der auch im Aufsichtsrat des Dax-Konzerns sitzt. „Da sind wir auch nicht blauäugig: Es ist nicht machbar, die Einsparungen nur über Sachkosten reinzuholen.“ Unter den Mitarbeitern gebe es keine Angst, aber „gespannte Erwartung“. Die Arbeitnehmer pochen auf Mitsprache. „Der Vorstand hat uns versichert, dass er, sobald er Klarheit hat, frühzeitig auf uns zugehen wird. Da nehmen wir ihn beim Wort“, sagte Herling.
Der Konzern beschäftigte Ende Juni rund 100.000 Vollzeitkräfte weltweit. Im Juli hatte das Institut bereits angekündigt, dass noch in diesem Jahr 1.900 Arbeitsplätze vor allem im Ausland wegfallen sollen, 1.500 davon im Investmentbanking. In der Sparte sprudeln die Gewinne wegen der kriselnden Märkte nicht mehr so wie in vielen Jahren zuvor.