„heute-für-morgen“-Europa-Liga
Die Europa League in ihrem derzeitigen Format hat den Charme eines feuchten Wecken Brots. Das K.o.-System muss wieder her.
Nach dem gestrigen Europa-League-Abend muss sich die UEFA eine Frage stellen lassen: Macht dieser Bewerb Sinn? Es lag nicht nur an Rapids Geisterspiel im Happel-Stadion, dass der kleine Bruder der Fußball-Geld-Druckmaschine Champions-League so viel Charme versprüht wie ein feuchter Wecken Brot. Beispiele gefällig?
Der FC Liverpool stellte beim 5:3-Sieg gegen die Young Boys Bern elf Spieler auf den Platz, von denen selbst eingefleischte Fans noch nie etwas gehört haben. Borussia Mönchengladbach ließ bei seinem Comeback in einem Europacup-Hauptbewerb nach 16 Jahren (!) internationaler Abstinenz mit Juan Arrango, Luke de Jong und Philipp Daems drei Stammspieler überhaupt zuhause, setzte fünf weitere auf die Ersatzbank. Und Inter Mailand - immerhin der Champions-League-Sieger von 2010 - schickte neben Neuzugang Antonio Cassano die halbe U21-Mannschaft aufs Feld. Die „heute-für-morgen“-Europa-Liga also.
Den Vereinen kann man nicht einmal böse sein. Finanziell - rund 10 Millionen Euro kassiert der Sieger - rendiert sich die Europa League für keinen der Großen. Zudem sind die Stadien bei Gegnern wie Kasan, Limasoll, Charkiw oder auch - so ehrlich müssen wir sein - Rapid, wenn es gut geht, halbleer. Zumindest können die Teams den jungen Spielern die Chance bieten, sich auf der internationalen Bühne zu beweisen.
Hochklassige, geschichtsträchtige und euphorie-getränkte Europa-Cup-Nächte wie wir sie zu Zeiten des UEFA-Cups (Salzburg 1994) oder des Pokals der Pokalsieger (Rapid 1996) erlebt haben, wird es in Zukunft nicht mehr geben. Die Europa-League benötigt eine Reform. Die Gruppenphase muss weg, das K.o.-System wieder her. So würde der Faktor Spannung wieder ins Spiel kommen - wenigstens für ein paar Abende. (pim)