Herrin über Licht und Schatten hoch über Söll

Im Hexenwasser Söll gibt Marianne Treichl bei Führungen einen Einblick in die Geschichte und Bauart von Sonnenuhren.

Söll –Bei Marianne Treichl gehen die Uhren noch etwas langsamer. Ziffernblatt und Digitalanzeige wird man bei der Söllerin vergeblich suchen, sie hat sich mit Herz und Seele den Sonnenuhren verschrieben. Im Hexenwasser Söll ist Marianne die Meisterin über Analemma, Schattenstab und Sonnenwippe. Mit der Tagundnachtgleiche heute Samstag, 22. September, offenbaren die Sonnenuhren im Hexenwasser ganz besondere Geheimnisse.

Als vor elf Jahren rund um die Hohe Salve in Hochsöll das Hexenwasser und seine ersten Sonnenuhren gebaut wurden, fand Marianne Treichls Leidenschaft ihren Anfang. Das Zusammenspiel von Licht und Schatten, die Wanderung der Sonne im Jahresverlauf übten auf die 45-jährige Söllerin eine große Faszination aus. Inzwischen ist Marianne die Sonnenuhr-Meisterin im Hexenwasser und begeistert auf ihren Führungen große und kleine Besucher mit ihren spannenden Erklärungen und Geschichten rund um die Sonnen-Zeitmesser. Nur um 12 Uhr mittags wird man Marianne Treichl nicht im Hexenwasser finden. Da begibt sie sich nämlich auf den Weg nach Hause, um auf ihrem Balkon den Weg der Sonne zu verfolgen.

Zwölf verschiedene Sonnenuhren gibt es im Hexenwasser zu bestaunen und jede offenbart ihr ganz eigenes Geheimnis. Marianne beginnt ihre Wanderung meist bei einem scheinbar simplen Steinhaufen, der je nach Jahreszeit und Tageszeit einen unterschiedlich langen Schatten wirft. Umso weiter man den Weg mit Marianne auf den Spuren der Sonnenuhren beschreitet, desto komplexer und genauer werden deren Angaben.

Auch in Tirol war zu Ururgroßvaters Zeiten die Sonnenuhr unverzichtbar. „Zwar zeigte sie die Zeit nicht auf die Minute genau an, aber die Bauern wussten, wann Zeit zum Kühe-Eintreiben oder für die Nachmittagsjause war“, erzählt Marianne. Heute ist die Sonnenuhr fast in Vergessenheit geraten, aber mit nur wenigen Erklärungen können die Menschen wieder für diese spannenden Instrumente begeistert werden, fügt Marianne hinzu.

Am Wochenende um den 22. September zieht nicht nur der Herbst ins Land und die Senner mit ihren Kühen wieder ins Tal, auch im Reich der Sonnenuhren tut sich hier einiges. Am 22. September sind Tag und Nacht exakt gleich lang. Und während sonst die Schattenwerfer einer Sonnenuhr eine Kurve beschreiben, ist an diesem Tag eine kerzengerade Linie zu sehen. Einige Sonnenuhren haben sogar eine eigene Markierung für dieses Ereignis.

Marianne Treichl wird sich dieses Schauspiel auf keinen Fall entgehen lassen und teilt ihr Wissen auch heute Samstag gerne mit den Besuchern im Hexenwasser. Sonnenuhrenführungen finden jeweils um 11 Uhr und um 12 Uhr statt. (TT)