Vettel strahlt nach Trainingsbestzeit im erleuchteten Singapur-Training
Sebastian Vettel hat mit der Trainingsbestzeit in Singapur ein Zeichen für die erhoffte Aufholjagd im Formel-1-Titelrennen gesetzt. Der Deutsche will mit Red Bull das jüngste Stimmungstief schnell hinter sich lassen.
Singapur - Unter dem Nachthimmel von Singapur gibt Sebastian Vettel das leuchtende Beispiel. Mit flackernden LED-Lämpchen auf dem Helm raste der Formel-1-Titelverteidiger am Freitag zur klaren Trainingsbestzeit und setzte damit ein erstes Zeichen für die geplante Aufholjagd im Saisonendspurt.
WM-Spitzenreiter Fernando Alonso belegte im Ferrari mit mehr als einer halben Sekunde Rückstand Platz drei, Zweiter wurde McLaren-Pilot Jenson Button. „Das Auto ist mit vorn bei der Musik. Es schaut ganz gut aus. Jetzt müssen wir uns in die Nacht stürzen und sehen, dass wir noch ein bisschen was rausholen“, sagte Vettel.
Der Doppel-Champion benötigt im 14. von 20 Saisonläufen dringend einen Sieg, um den 39-Punkte-Rückstand auf den Spanier Alonso zu verkürzen. Zudem würde er mit seinem zweiten Erfolg in Singapur auch wieder am Gesamtzweiten Lewis Hamilton und dem WM-Dritten Kimi Räikkönen vorbeiziehen. McLaren-Pilot Hamilton wurde am Freitag Trainingsfünfter, Lotus-Fahrer Räikkönen nur Zwölfter.
Deutsche mit guten Ergebnissen
Zweitbester Deutscher war Force-India-Fahrer Nico Hülkenberg als Siebter vor Mercedes-Pilot Nico Rosberg. Michael Schumacher wurde nach Bremsproblemen im zweiten Silberpfeil Elfter. Mercedes testete eine Reihe neuer Bauteile, war aber nicht vollauf zufrieden. „Wir haben noch Arbeit vor uns und werden die Nacht nutzen, um anhand der Daten zu prüfen, wo es Potenzial zur Verbesserung gibt“, sagte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. Timo Glock kam im Marussia nicht über Rang 19 hinaus.
Vettel bewies mit seinem speziellen Flimmerhelm Sinn für Humor, nachdem ausgerechnet vor dem Nachtrennen am Sonntag (14.00 Uhr MESZ ORF) das Thema Lichtmaschine den Debattenstoff bei Red Bull lieferte. Die Pannen mit dem Bauteil standen zuletzt sinnbildlich für eine Saison mit ungewohnt viel Schatten. „Wir sind in allen Bereichen noch nicht ganz da, wo wir letztes Jahr waren“, formulierte Vettel diplomatisch.
„Man kann nicht einen Schuldigen herbeiziehen“
In der Vorsaison hatte der Hesse elf der 20 Rennen gewonnen. Nach seinem Sieg in Singapur fehlte ihm damals nur noch ein Punkt zum zweiten Titel. In diesem Jahr gelang ihm bisher nur ein Sieg, allein die Lichtmaschinen-Defekte in Valencia und Monza kosteten ihn 33 Punkte. „Man kann nicht einen Schuldigen herbeiziehen“, versicherte Vettel und erklärte: „Es ist nicht eine Baustelle, sondern viele Bereiche, in denen wir nicht bei 100 Prozent sind.“
Nach zwei Jahren mit einem dominanten Auto fällt Vettel und Red Bull die Verfolgerrolle nicht leicht. „Ist doch klar, dass man keinen Titel holen wird, wenn man solche Ergebnisse einfährt, wie wir zuletzt“, konstatierte Vettels Teamkollege Mark Webber. „Wir wissen, dass wir uns verbessern müssen“, sagte der WM-Fünfte aus Australien.
Wie das geht, zeigten seit Saisonbeginn vor allem Ferrari und McLaren. Alonso und die Scuderia haben inzwischen ein enorm konstantes Auto, McLaren gewann die letzten drei Rennen. Nun will die Konkurrenz Vettel endgültig abhängen. „In den nächsten drei Rennen sind 75 Punkte zu vergeben, da wollen wir das Maximum rausholen und unseren Vorsprung vergrößern“, sagte Alonso.
Noch aber haben die Rivalen Vettel auf der Rechnung, erst recht nach seinen Bestzeiten in beiden Trainingseinheiten am Freitag. Gerade Alonso und Hamilton dürften die Erinnerung an den famosen Schlussspurt des Deutschen vor zwei Jahren noch in Erinnerung haben, als er im Finalrennen die WM noch für sich entschied. „Ich denke, Red Bull wird hier schwer zu schlagen sein“, befand Hamilton. (dpa)