Gurgiser sieht Fahrverbot aufgeweicht, Land beruhigt
Nachts dürfen Lkw der neuesten Generation weiterhin fahren. Die Ausnahmeregelung sei ein Kompromiss, argumentiert das Land.
Von Anita Heubacher
Innsbruck –Rund 100 Lkw sind pro Stunde nachts auf der Autobahn unterwegs. In beiden Fahrtrichtungen. Dass es nicht weit mehr sind, liegt am Nachtfahrverbot. Weil in Tirol die Grenzwerte für Stickoxide laufend überschritten wurden und werden, wurde der Verkehr nächtens reduziert. Nachts führen die Schadstoffe aufgrund der Ausbreitung zu einer höheren Belastung.
Zwischen 22 und 5 Uhr Früh, im Winter bereits ab 20 Uhr, dürfen daher nur Transporte mit verderblichen Gütern und besonders abgasarme Lkw unterwegs sein. Letztere sind Lkw der Euro-Klasse 5 und 6.
Ursprünglicher Plan wäre gewesen, nur noch die neueste Generation, also Euro-6-Lkw fahren zu lassen. Im Verordnungsentwurf der Landesregierung liest sich das jetzt allerdings anders. Weil noch zu wenige Euro-6-Lkw erhältlich seien, gehe die Ausnahmeregelung in die Verlängerung. D. h. Euro-5-Lkw des neuesten Standards dürfen weiterhin fahren.
Das ruft das Transitforum auf den Plan. Eine Woche vor der Versammlung auf der Autobahn macht Fritz Gurgiser mobil. „Die Luftsituation ist dermaßen dramatisch, da ist es nicht auszuhalten, dass die Ausnahmeregelung für Euro-5-Lkw verlängert wird“, erklärt Gurgiser. In der Schweiz bestehe bereits seit 1934 ein Lkw-Nachtfahrverbot. „Niemand ist dort verhungert und die Wirtschaft hat sich längst arrangiert.“ Der Vorschlag für die Verlängerung komme nicht von der internationalen Frächterlobby, „sondern von unserer Umweltschutzabteilung“. Das schlägt für Gurgiser dem Fass den Boden aus.
Noch-Umweltschutzlandesrat Hannes Gschwentner (SP) räumt ein, dass der vorliegende Verordnungsentwurf „ein Kompromiss zwischen Umweltschutz und Wirtschaft“ sei. 60 Prozent der Lkw, die nachts unterwegs sind, sind laut Gschwentner Euro-5-Lkw, zusätzliche 20 Prozent Euro-5-Lkw neuester Bauart. Für Letztere gelte die Ausnahmeregelung für „das Gros der Euro-5-Lkw gilt sie nicht“.
Für Gurgiser ist es dennoch „ein fauler Kompromiss“ und „ein Kniefall vor der Transportlobby“. Die Landesregierung huste auf die Gesundheit, meint er.