Gesellschaft

Häftlinge bekräftigen Foltervorwürfe in Georgien

Nach der Veröffentlichung von Foltervideos aus georgischen Gefängnissen haben Häftlinge in der Südkaukasus-Republik die schweren Vorwürfe bekräftigt. Täglich hätten die Justizbeamten zwei Gefangene ausgesucht und heftig verprügelt, berichteten Insassen am Freitag im Gefängnis Nr. 8 in Tiflis. Sie hätten ihre Wärter nie ansehen dürfen. Die Videos zeigen auch Vergewaltigungen von Häftlingen.

Der neue Strafvollzugsminister Georgi Tuguschi versprach, hart gegen die Verantwortlichen durchzugreifen. Ex-Präsident Schewardnadse verurteilte die Vorfälle scharf. „Ich wünschte, ich hätte das nicht mehr erlebt“, sagte der Vorgänger des amtierenden Staatschefs Saakaschwili. Die EU-Außenbeauftragte Ashton zeigte sich „empört“. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International forderte die Regierung zu einer „gründlichen und unabhängigen Untersuchung“ auf.

Studenten kündigten unterdessen neue Massenproteste gegen die brutalen Taten an, vor den Gefängnissen versammelten sich am Freitag besorgte Angehörige von Häftlingen. Studentenorganisationen forderten, die Täter zu bestrafen und die Verantwortlichen aus Regierungsämtern zu entlassen, wie ein Sprecher der Agentur Interpressnews sagte. Erst dann würden die Proteste beendet. Einige Medien berichteten, der zurückgetretene Achalaja sei ins Ausland geflohen. Dutzende Anhänger der Regierungspartei griffen Berichten zufolge Journalisten an, die Achalajas Vater um eine Stellungnahme gebeten hatten. Dabei seien mehrere Menschen verletzt worden.

Innenminister Batscho Achalaja hatte am Vorabend die „moralische und politische Verantwortung“ übernommen und seinen Rücktritt erklärt. Auch Saakaschwili gerät immer stärker unter Druck. Seit Tagen demonstrieren landesweit Zehntausende gegen Gewalt.