Die (Trick-)Kiste der Bauern
Nudeln, Kernöl oder Senf aus Tirol? Heimische Bauern haben mehr zu bieten als Kartoffeln, Speck und Kraut. Ein Blick in die Bauernkiste zeigt Unerwartetes.
Von Michaela Spirk-Paulmichl
Thaur –Eine innovative Idee feiert Geburtstag: Vor 15 Jahren begann Therese Fiegl gemeinsam mit einigen Landwirten, einen Zustelldienst für bäuerliche Produkte ins Leben zu rufen, die Bauernkiste war geboren. „Möglichst viele regionale Produkte an möglichst viele Menschen zu bringen“, war die Vorgabe. Der Hintergrund war praktischer Natur: Als Mutter kleiner Kinder war es für sie schwierig, selbst auf Bauernmärkten einzukaufen. Hauszustellung sollte das Problem – auch für andere Interessierte – lösen. Anlässlich des Jubiläums erinnert sich Fiegl an anfängliche Skepsis, Lieferschwierigkeiten und „tapfere Kunden“.
„Am 19. September 1997 haben wir unsere ersten 77 Kisten geliefert – damals noch durch einen Spediteur. Weil der Lenker die Kunden zum ersten Mal anfuhr, dauerte das ziemlich lange.“ Der Fahrer meinte jedenfalls anschließend, dass die Letzten schon „g‘sparig ung‘legt“ gewesen seien. Es war 22 Uhr. 15 Jahre später werden pro Woche rund 700 Kunden beliefert, die anfangs noch bescheidene Auswahl von 40 Produkten steigerte sich auf einige hundert, je nach Jahreszeit.
Der Thaurer Landwirt Romed Puelacher, gemeinsam mit seiner Frau Sabina Bauernkisten-Lieferant der ersten Stunde, erinnert sich an sein anfängliches Zögern: „Damals habe ich mir noch eingebildet, dass dieses System nicht funktionieren kann.“ Alle hätten vom „Größer-Werden“ gesprochen. Doch die Frauen hätten ihn schließlich eines Besseren belehrt.
Für die Tiroler Landwirte ist die Bauernkiste eine Chance, durch den fixen Absatz konnten einige ihren Vollerwerb sichern. Die Idee brachte aber auch ein Umdenken, das Ergebnis ist eine Vielfalt an innovativen Produkten – eine Auswahl, die noch vor 15 Jahren niemand für möglich gehalten hätte. So gibt es heute Eiernudeln aus Kundl im Angebot, Senf aus St. Jakob im Defreggen und – ganz neu – Wachteleier aus Oetz sowie Kernöl aus Silz. Bei der Geburtstagsfeier für die Bauernkiste in Thaur meinte Agrarreferent Anton Steixner: „Eine tolle Initiative, der direkte Weg ist der richtige. Da bleibt das Geld dort, wo es hingehört.“