Mohammed-Video

Salman Rushdie: Proteste sind „orchestriert und manipuliert“

Der Autor glaubt nicht, dass die gewalttätigen Demos ein spontaner Ausbruch sind. Er sieht in islamischen Ländern vielmehr eine „Wutindustrie“ am Werk.

München - In der islamischen Welt hat sich nach Einschätzung des Autors Salman Rushdie inzwischen eine regelrechte „Wutindustrie“ etabliert. Ausschreitungen gegen das Anti-Islam-Video und Mohammed-Karikaturen seien „kein spontaner Ausbruch religiöser Rage, sondern orchestriert und manipuliert“, sagte der 1988 durch eine Fatwa zum Tode verurteilte Schriftsteller dem deutschen Nachrichtenmagazin „Focus“, wie Kathpress am Samstag berichtete.

Mit Religion habe dies „eigentlich gar nichts zu tun“, so Rushdie. Problematisch sei die identitätsstiftende Funktion des Protests. „Die Menschen definieren sich über die Dinge, die sie hassen, nicht über das, was sie lieben.“

Der Tübinger Theologe Karl-Josef Kuschel plädierte in der Debatte um ein Verbot des Videos in Deutschland für freiwillige Zurückhaltung. „Christen sollten sich mit den Muslimen solidarisieren“, sagte er dem Nachrichtenmagazin.

Statt juristischer Einschränkungen werde eine „moralisch motivierte Selbstkontrolle“ gebraucht. „Mohammed in einer despektierlichen und sexualisierten Weise darzustellen, ist in den Augen von Muslimen nichts anderes als Blasphemie“, erläuterte Kuschel. „Es verletzt ihre religiösen Gefühle zutiefst.“ (APA)