Kurzarbeit in Tirol noch kein Thema
Während etwa bei Liebherr Salzburg oder in Europas Autobranche die Kurzarbeit in die Fabriken zurückgekehrt ist, geben Unternehmen und AMS für Tirol Entwarnung. Zum Teil sind Auftragseinbußen aber spürbar.
Von Max Strozzi
Innsbruck –Opel schickt in Deutschland aufgrund der Absatzflaute am europäischen Automarkt wieder Tausende Arbeiter bis Jahresende in Kurzarbeit. Auch Fiat führt im italienischen Werk in Pomigliano für 2100 Mitarbeiter wieder Kurzarbeit ein. Bei Autozulieferer Bosch sind es 1000 Mitarbeiter, auch der deutsche Zulieferer Schaeffler schloss jüngst Kurzarbeit nicht aus. Auch am Bausektor haben zuletzt teilweise die Alarmglocken geschrillt. Im Liebherr-Werk in Bischofshofen in Salzburg – dort werden Radlader produziert – arbeiten 240 der 940 Mitarbeiter ab November wieder kurz.
Trotz der einknickenden Konjunktur in Europa gibt AMS-Chef Anton Kern für Tirol vorerst Entwarnung. Es gebe derzeit noch überhaupt keine Anzeichen für Kurzarbeit bei Tiroler Betrieben, betont Kern: „Es sind noch nicht einmal Vorinformationsgespräche in Sichtweite“, so Kern.
Auch beim Liebherr-Werk in Telfs, das Rohrleger und Planierraupen herstellt und in den Krisenjahren Hunderte Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken musste, sei Kurzarbeit noch kein Thema. Die konjunkturelle Situation ist aber laut Geschäftsführer Rudolf Cherdron nicht berauschend. „Wir werden nicht gerade mit Aufträgen zugeschüttet“, schränkt Cherdron ein. Gegenüber dem Vorjahr seien die Aufträge spürbar zurückgegangen. Kurzarbeit sei aber derzeit nicht nötig.
Bei Österreichs Arbeiterkammerdirektor Werner Muhm schrillen angesichts der Rezession in vielen südeuropäischen Staaten dennoch die Alarmglocken. Er erwartet jedenfalls von der österreichischen Wirtschaftspolitik, dass angesichts der jüngsten konjunkturellen Einbrüche wieder auf die bewährten Instrumente aus der ersten großen Krise gesetzt wird. Dazu gehörten Kurzarbeit und Konjunkturprogramme. Ziel müsse es sein, so viele Menschen wie möglich in Beschäftigung zu halten, erläuterte Muhm vor Journalisten.
Auch bei der Plansee-Tochter Ceratizit in Reutte arbeiteten während der Krise 400 Mitarbeiter kurz. „Derzeit ist das aber kein Thema“, sagt Plansee-Chef Michael Schwarzkopf: „Ob es in Zukunft ein Thema sein wird, lässt sich allerdings bei kurzfristigen Geschäften nicht absehen.“ Kurzarbeit habe sich in der Vergangenheit zwar bewährt, auch weil Mitarbeiter im Arbeitsprozess bleiben können. Aus Sicht von Schwarzkopf ist Kurzarbeit aber nicht optimal. „Bei nahezu gleichem Lohn wird deutlich weniger gearbeitet. Die Erfahrung hat gezeigt: Die Mitarbeiter haben bei Kurzarbeit kleine Lohneinbußen, aber viel weniger Arbeit.“ Den Ausgleich möglicher Auftragseinbußen durch Überstunden- und Urlaubsabbau bzw. über Leiharbeiter sei hingegen „wesentlich effizienter“. Dass in den kürzlich gestarteten Lohnverhandlungen auch beim Streitthema Arbeitsflexibilisierung eine Lösung gefunden wird, glaubt er nicht: „Die Arbeitsflexibilisierung wird eh nicht kommen, fürchte ich.“ Wenig Verständnis hat Schwarzkopf naturgemäß für die Forderung der Gewerkschaft nach 5 % mehr Lohn für die Metaller. „Völlig unrealistisch und maßlos übertrieben“, so Schwarzkopf.