Arbeiterkammer fordert höhere Besteuerung von Großbauern
Während die Einkommen der Arbeitnehmer seit 2000 nur um durchschnittliche 27 Prozent stiegen, verdoppelten sich die Agrareinkommen. AK-Chef Muhm fordert deshalb höhere Steuerleistungen der Bauern.
Wien - Die Arbeiterkammer kritisiert erneut die Einkommensteuer-Vollpauschalierung für heimische Bauern. Von der „jetzigen ungerechten Steuerpauschalierung“ für Bauern würden nur „gut verdienende Betriebe“ profitieren, erklärte AK-Direktor Werner Muhm am Sonntag in einer Aussendung. Die AK sieht Spielraum für eine höhere Steuerleistung der Bauern.“ Seit 2000 haben sich die Agrareinkommen fast verdoppelt, während die der Arbeitnehmer nur um 27 Prozent gestiegen sind“, sagte Muhm. Eine „faire Besteuerung“ sei „mehr als nötig“.
Die Pauschalierung der Einkommensteuer für Landwirte wird derzeit über den Einheitswert (Grundwert) ermittelt. Dieser wurde zuletzt im Jahre 1988 festgelegt. Bei einem Einheitswert von bis zu 100.000 Euro wird der Gewinn derzeit pauschal mit 39 Prozent des Einheitswerts besteuert.
Deutliches Einkommensplus
Die Abgabenleistung von rund 173.300 heimischen land- und forstwirtschaftlichen Betrieben machte 2011 laut einer Schätzung des Finanzministeriums rund 92,6 Mio. Euro aus. Davon entfiel der Großteil auf die Einkommensteuer mit 40 Mio. Euro. Inklusive der noch nicht einberechneten Körperschaftssteuer sollte die Steuerleistung im vergangenen Jahr nicht unter 105 Mio. Euro (Jahr 2010) liegen, erwartet das Landwirtschaftsministerium. Die heimischen Bauern durften sich im vergangenen Jahr aber über ein kräftiges Einkommensplus freuen. Das durchschnittliche Einkommen einer nicht entlohnten Arbeitskraft - das sind überwiegend Familienangehörige - legte 2011 um 34 Prozent auf 23.485 Euro zu.
„So lange die Landwirtschaft nicht nach ihrem tatsächlichen Einkommen, sondern nach dem Einheitswert besteuert wird, bleibt diese Ungerechtigkeit bestehen“, kritisierte Muhm. Ab 20 Hektar Ackerland müsste die Einkommenssteuer-Vollpauschalierung abgeschafft werden, erneuerte er eine Forderung der AK. Die Bauern mit höherem Einkommen müssten „ihren entsprechenden Anteil am Steueraufkommen leisten, so wie jeder Arbeitnehmer auch“. Es brauche „dringend eine faire Lösung“.
Die Einkommensunterschiede zwischen den landwirtschaftlichen Betrieben sind laut Arbeiterkammer-Berechnungen „beträchtlich“: Das bestverdienende Viertel der Bauern erzielte im vergangenen Jahr im Schnitt mit knapp 56.400 Euro mehr als das Dreifache eines mittleren Einkommens (Median) von 17.900 Euro. „Es zeigt sich deutlich, dass zumindest ein Viertel der Bauern ein sehr gutes Einkommen hat, das jedenfalls steuerrelevant sein müsste“, betonte der AK-Direktor.
Geringerer Verdienst für Tiroler Bauern
Auch zwischen den Bundesländern gibt es deutliche Unterschiede: Laut AK ist das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen im Burgenland mit über 30.000 Euro mehr als doppelt so hoch wie in den beiden einkommensschwächsten Bundesländern Tirol und Salzburg. (APA)