Innenpolitik

Schlusslicht bei den Kosten

Meisten EU-Länder haben ein Berufsheer – sind aber zumeist auch NATO-Mitglied.

Wien – Berufsheer-Gegner führen in der Debatte um die Wehrpflicht immer wieder ins Feld, dass die meisten Länder mit Berufsheer auch Mitglieder der NATO sind. Ergo würde die Einführung eines Berufsheeres in Österreich früher oder später auch zu einer Mitgliedschaft in dem militärischen Bündnis führen.

Tatsächlich hat die Mehrheit der EU-Länder nicht nur eine Berufsarmee, sondern ist auch NATO-Mitglied. Es gibt aber auch Ausnahmen, dazu gehören neben Österreich unter anderem Schweden, Irland und Finnland.

Für den Experten für Sicherheitspolitik, Univ.-Prof. Heinz Gärtner, gibt es allerdings keinen zwingenden Zusammenhang zwischen Wehrpflicht und einer Mitgliedschaft bei der NATO.

Finnland ist wie Österreich bündnisfrei und hält auch an der Wehrpflicht fest. Schweden hat den Wehrdienst vor Kurzem abgeschafft und ist auch kein NATO-Mitglied, Gleiches gilt für Irland. Die Schweiz ist wie Österreich neutral, hält an der Wehrpflicht fest, ist aber kein die EU-Mitglied.

NATO-Zugehörigkeit und Wehrpflicht sind aber auch keine Gegensätze, so gehören etwa Griechenland, Dänemark und Estland sowie die Nicht-EU-Länder Türkei und Norwegen zum Bündnis und haben gleichzeitig eine Armee mit allgemeiner Wehrpflicht.

Was Österreich von allen anderen eindeutig unterscheidet, ist die Höhe des Militärbudgets. Kaum ein anderes Land gibt so wenig für seine Landesverteidigung aus wie Österreich. Das Budget des Bundesheeres beträgt rund zwei Mrd. Euro mit sinkender Tendenz. Das sind 0,6 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung. Schweden gibt das Doppelte für Verteidigung aus, pro Soldat gibt das skandinavische Land sogar das Siebenfache aus. Nur Irland gibt laut Europäischer Verteidigungsagentur so wenig für seine Armee aus wie Österreich.

Die Größe des Bundesheeres liegt dagegen im internationalen Schnitt. Mit 16.000 Berufssoldaten und bis zu 24.000 Grundwehrdienern verteilt übers Jahr ist Österreich mit ähnlich großen Ländern vergleichbar. (APA)