Fledermaus, Biene und Bär kennen keine Grenzen
Das Rätische Dreieck wächst zusammen. Vertreter der Regionen trafen sich im Naturpark Kaunergrat und zogen eine Erfolgsbilanz.
Von Matthias Reichle
Fließ –„Die Fledermäuse selbst haben uns den Weg zur Zusammenarbeit gewiesen“, schmunzelt Umweltexperte Michael Dobner. Vor zwei Jahren verfolgten er und das Team rund um den Fledermausexperten Toni Vorauer eine Große Hufeisennase auf ihrem Weg von Pfunds in die Wochenstube nach Schluderns. Damals war das eine Sensation. Die Fledermausart – immerhin eine der seltensten Europas – galt in Tirol über viele Jahre als ausgestorben. Der Flug über den Reschen war der Startschuss für bislang zwei EU-geförderte, grenzüberschreitende Fledermausprojekte.
Wie andere wurden auch sie über den Interreg-Kleinprojektefonds „Terra Raetica“ mitfinanziert. Kürzlich trafen sich Vertreter der Regionen des Dreiländerecks Österreich, Schweiz, Italien im Naturparkhaus am Gachen Blick, um Bilanz über viele gelungene Projekte zu ziehen. Anlass war der European Cooperations Day. Seit Beginn der 90er haben mehr als 20.000 von der EU-kofinanzierte Projekte dazu beigetragen, das Leben europäischer Bürger über die Grenzen hinweg zu verbessern. „Insgesamt flossen 11,5 Millionen Euro nach Tirol“, rechnete RegioL-Geschäftsführer Gerald Jochum vor.
Der Naturpark Kaunergrat selbst ist Teil der Terra Raetica. Gemeinsam mit Partnern im Vintschgau und Engadin konnten seit der Gründung des gemeinsamen Arbeitskreises Natura Raetica mehrere Projekte im Bereich Naturschutz und Naturtourismus umgesetzt werden.
Wie das Projekt „Große Hufeisennase“, die „Bärenplattform Natura Raetica“ – die die Aufgabe hatte, die Regionen auf eine Wiederkehr der Großraubtiere wie Bär, Wolf und Luchs vorzubereiten. Oder aber zwei Projekte zum Thema Biene – eine Wanderausstellung „Die Welt der Bienen“ und das Projekt „Bienenvielfalt“.
„Das Kaunertal hat einen neuen Namen“, schmunzelt der Kauner „Bienenkönig“ Meinrad Falkeis in diesem Zusammenhang – es heißt nun „Tal der Dunklen Biene“. Der Obmann der Dunklen Biene Tirol hat ein Schutzgebiet initiiert, das sich über die Gemeinden Kaunertal, Kauns und Kaunerberg erstreckt. Dort dürfen nur noch Dunkle Bienen fliegen. Es sind dies die Ur-Tiroler Bienen, eine fast ausgestorbene Art, die inzwischen auch dank der Initiative auf der roten Liste der gefährdeten Tiere Österreichs zu finden ist.
Seit Gründung des Schutzgebiets hat sich die Zahl der Imker von 14 auf 29 mehr als verdoppelt. Die Zahl der Dunklen-Bienen-Völker ist von 250 auf 400 gewachsen. „Damit leben 40 Prozent der Dunklen-Bienen-Völker Österreichs im Kaunertal. Dem findigen Projektbetreiber schwirren längst neue Ideen im Kopf herum. Als Nächstes soll das Erbgut der Biene genauestens untersucht werden. Das helfe bei der Zucht. Derzeit ist man dabei, ein neues Projekt auszuarbeiten, das wiederum auf Fördermittel angewiesen sein wird.
Auch beim Fledermausprojekt geht es weiter: Geplant ist, in einem Gebäude in der Region Pfunds eine so genannte Wochenstube einzurichten, in der Fledermäuse ihre Jungen zur Welt bringen. Eine Wärmeglocke sorgt für die konstanten Temperaturen, die die Fledermäuse mögen. Fledermausexperte Dobner hofft, dass sich die seltenen Fledermäuse dann auch diesseits des Reschen fortpflanzen. Nicht zuletzt kommt dies auch anderen Fledermäusen zugute.