Klimawandel könnte Wald abwerten
Mediterrane Pflanzen statt Fichten: Schweizer Klima-Studie sagt großen Wertverlust der Waldflächen voraus.
Zürich –Adieu Fichte, willkommen Korkeiche des Mittelmeerraums: Die Veränderungen von Temperatur und Niederschlag durch den Klimawandel werden die Wälder Europas immer stärker südländisch prägen. Die Baumartenverschiebung ist nicht nur für Tiere und Pflanzen prekär, deren Lebensraum schwindet, sondern auch für die Forstwirtschaft, berichtet nun ein internationales Forscherteam unter der Leitung des Schweizers Marc Hanewinkel im Fachblatt Nature Climate Change.
Das Forscherteam aus der Schweiz, Deutschland, Holland und Finnland hat erstmals anhand von wirtschaftlichen Kennzahlen für ganz Europa berechnet, wie hoch die zu erwartenden Verluste sein könnten. Der Befund war deutlich: Der Klimawandel könnte den wirtschaftlichen Wert der europäischen Wälder bis ins Jahr 2100 halbieren. An Kälte und mäßig feuchte Böden angepasste Baumarten wie die Fichte, die heute einen großen Teil des wirtschaftlichen Wertes der Wälder in Europa ausmacht, werden sich vor allem nach Nordeuropa und in die höheren Lagen der Alpen zurückziehen.
Dafür rücken langsam wachsende, an Trockenheit angepasste mediterrane Arten wie die Kork- und Steineiche nach Norden vor. Sie könnten langfristig im Schnitt ein Drittel der Waldfläche ausmachen statt wie heute elf Prozent – beim stärksten Klimawandel-Szenario sogar zwei Drittel.
Der Unterschied, ob eine 30-Meter-Fichte oder eine nur zehn Meter hohe Eiche geerntet werden kann, ist enorm: Je nach Klimaszenario könnte der europäische Wald zwischen 14 und 50 Prozent an Wert verlieren. Europaweit bedeutet das Verluste von 59,45 bis 677,13 Mrd. Euro.
Als Gegenmaßnahmen schlagen die Forscher vor, bei Anpflanzungen vermehrt außereuropäische oder mediterrane Baumarten zu wählen, die an Trockenheit und Wärme angepasst sind. Erfahrungen gibt es in West- und Mitteleuropa mit der Douglasie, in Frankreich mit der Atlas- Zeder und in Südeuropa mit diversen Föhren- und Eukalyptusarten. (APA, sda)