Weiter Proteste wegen Folterbildern in Georgien
Angesichts des Skandals um Foltervideos aus einem Gefängnis in Georgien gerät Präsident Micheil Saakaschwili eine Woche vor der Parlamentswahl immer stärker in Bedrängnis. Auch am Sonntag rissen die Proteste in der Hauptstadt Tiflis nicht ab. Vor dem Justizgebäude waren mehrere Studenten im Hungerstreik aus Protest gegen die unmenschliche Behandlung in den georgischen Gefängnissen.
Sie forderten zudem die Freilassung von vier Aktivisten, die nach den jüngsten Kundgebungen zu Arreststrafen zwischen 10 und 40 Tagen verurteilt worden waren. Zu einer Großkundgebung in der Stadt Sugdidi im Westen der Südkaukasus-Republik mobilisierte die Opposition um den Milliardär Bidsina Iwanischwili Zehntausende Regierungsgegner. Die Tage von Saakaschwilis „kriminellem Regime“ seien gezählt, rief der Chef der Bewegung Georgischer Traum am Samstag der jubelnden Menge siegessicher zu. Zugleich forderte der reichste Mann der Ex-Sowjetrepublik seine Anhänger zur Ruhe vor der Abstimmung am 1. Oktober auf.
In der Hauptstadt Tiflis demonstrierten erneut vor der Philharmonie zahlreiche Menschen gegen Gewalt. Saakaschwilis Vorgänger Eduard Schewardnadse beklagte angesichts der brutalen Filmaufnahmen mit schweren Misshandlungen und Vergewaltigungen von Häftlingen eine „Rückkehr zur Sklaverei“. Der 84-Jährige rief wie der einflussreiche Patriarch Ilia II. zu Ruhe und Ordnung auf.
Nach der friedlichen Rosenrevolution von 2003, bei der Saakaschwili Schewardnadse aus dem Amt vertrieben hatte, sprechen immer mehr Menschen von einer „Besenrevolution“. Auf den Foltervideos werden Gefangene auch mit Besenstielen vergewaltigt. Bereits seit Tagen verbrennen vor allem junge Leute bei Protesten Reisigbesen.