Zweikampf um Parteivorsitz spaltet Frankreichs Konservative
Unversöhnlicher denn je stehen sich Ex-Premier Fillon und der langjährige Generalsekretär Copé im Kampf um den UMP-Chefsessel gegenüber. Die beiden Rivalen stehen für einen höchst unterschiedlichen Kurs der Konservativen.
Von Christine Pöhlmann
Paris – Der Kampf um das Erbe von Ex-Präsident Nicolas Sarkozy hat Frankreichs Konservative tief gespalten. Unversöhnlicher denn je stehen sich die Anhänger von Ex-Premierminister François Fillon und UMP-Generalsekretär Jean-François Copé gegenüber, die sich beide den Parteivorsitz streitig machen. Beide hatten sich in den vergangenen Monaten bereits einen erbitterten Zweikampf geliefert. Nach dem Durcheinander der Wahl vom Sonntag ist klar: Auch der Sieger geht beschädigt aus dem Duell hervor.
Jean-François Copé
Der ehrgeizige 48-Jährige hat die Eroberung des Elysée-Palastes schon vor Jahren zu seinem eigentlichen Lebensziel erklärt. Zu dem abgewählten Ex-Präsidenten Sarkozy hat er ein zwiespältiges Verhältnis: Einerseits sind sich beide in ihrem Werdegang und in ihrer Persönlichkeit recht ähnlich, andererseits beargwöhnten und bekämpften sie sich wegen gleicher Ambitionen. Zuletzt schlug sich Copé, der vom rechten UMP-Flügel unterstützt wird, auf Sarkozys Seite, dem von gemäßigten Konservativen vorgeworfen wird, dass sein Rechtsruck im Wahlkampf die Niederlage gegen die Sozialisten in diesem Jahr verursacht habe.
Der am 5. Mai 1964 in Boulogne-Billancourt bei Paris geborene Copé wuchs in einem großbürgerlichen Umfeld auf. Wie Sarkozy stammt er aus einer jüdischen Einwandererfamilie, die Familie seines Vaters kommt aus Rumänien, die seiner Mutter aus Algerien. Nach Studien an den Elite-Unis Sciences-Po und ENA wurde der Finanzexperte 1995 schon in jungen Jahren Parlamentsabgeordneter und Bürgermeister der Stadt Meaux im Großraum Paris. Zuvor beriet er bereits Präsident Jacques Chirac in Wirtschaftsfragen, ab 2002 übernahm er Aufgaben in der konservativen Regierung unter anderem als Haushaltsminister.
Nach seinem Sieg bei den Präsidentschaftswahlen im Jahr 2007 versuchte Sarkozy, den aufstrebenden Rivalen kaltzustellen. Copé erhielt kein Ministeramt, sondern wurde als Fraktionschef ins Parlament verbannt. Von dort aus organisierte der für seine harten verbalen Attacken bekannte Vater von vier Kindern aber seine Gegenmacht. Dass der seit 2010 als Generalsekretär die UMP führende Copé im Rennen um den Parteivorsitz von rechtspopulistischen Äußerungen nicht zurückschreckte, trug ihm den Vorwurf ein, „jede Kurve nach rechts“ zu nehmen. Fillon bezeichnete ihn deshalb sogar als „Gladiator“.
François Fillon
Der 58-jährige Ex-Regierungschef tritt weit staatstragender, stetiger und gelassener auf als sein Rivale Copé. Der zum gemäßigten Flügel der UMP zählende Fillon bezeichnet sich selbst als „nicht zu entnerven“. Fünf Jahre lang führte er für Sarkozy zuverlässig die Regierungsgeschäfte, obwohl ihn dieser schon zu Beginn als seinen „Mitarbeiter“ abgewertet hatte. Der stolze Fillon sieht nun seine Chance gekommen: Anders als Copé ging er zuletzt deutlich auf Distanz zum einstigen Präsidenten.
Der am 4. März 1954 in der für ihre Autorennen bekannten Stadt Le Mans in Nordwestfrankreich geborene Notarsohn ging ebenfalls schon früh in die Politik: Der Jurist wurde 1981 zum jüngsten Abgeordneten der Nationalversammlung gewählt, danach stieg er zum Minister und schließlich zum Regierungschef auf.
Der Vater von fünf Kindern gilt manchen UMP-Kritikern zwar als zu hölzern und wenig mitreißend. Doch trotz seines nüchternen Auftretens ist Fillon der Umfrageliebling der Franzosen. Umso größer ist die Sorge seines Rivalen Copé, dass auf Fillon automatisch auch die Präsidentschaftskandidatur 2017 zuliefe, würde dieser erst einmal an der Parteispitze stehen.
Doch der erbitterte Kampf um den UMP-Vorsitz ging auch an Fillon nicht spurlos vorbei. Angesichts der Attacken von Copé, der ihm „lauwarme“ Opposition „in Pantoffeln“ vorwarf, verlor sogar der Ex-Premier zuletzt die Contenance. Im Durcheinander der Wahlnacht vom Sonntag räumte der angeblich durch nichts zu erschütternde Fillon am Ende ein: „Ich bin extrem schockiert.“
Christine Pöhlmann ist Korrespondentin der AFP.